von Johannes Seifert
Die Wiedersehensfreude beim Georgischen Kammerorchester und dem weltweit gefragten aus Israel stammenden Künstler Avi Avital war überaus groß. Und bereits bei den Proben im Theaterfestsaal vor dem Auftritt im Turm Triva im Rahmen der Audi- Sommerkonzerte konnten wir uns von der enormen Spielfreude des Orchesters und des Solisten überzeugen.
In den letzten Jahren jedoch hat Avi Avital der Mandoline zu neuem internationalen Ansehen verholfen, ihr Repertoire wiederbelebt und sie zu einer festen Größe im Konzertleben gemacht.
Wie er im Gespräch mit dem Kulturkanal betonte, betrachte es als seine Aufgabe, die historische Lücke in der Mandolinenliteratur zu füllen, damit es in Zukunft keinen Mangel an Kompositionen für dieses Instrument gibt«. Auch die bekannten Vier Jahreszeiten von Vivaldi, mit einem anderen Soloinstrument darzubieten, sehe er als große Möglichkeit für das Publikum, diese ganz neu auf sich wirken zu lassen.
Avi Avital wurde 1978 in der Stadt Beerscheba (Be’er Sheva) am Rand der Negev-Wüste im Süden Israels geboren. Mit acht Jahren begann er Mandoline zu spielen und wurde schon bald Mitglied des Jugend-Mandolinenorchesters. Nach dem Besuch der Musikakademie in Jerusalem ging Avital nach Italien und studierte das historische Mandolinenrepertoire am Conservatorio Cesare Pollini in Padua. Auf der Suche nach einer eigenen künstlerischen Identität brach er allerdings schon bald mit der Tradition. Begegnungen mit anderen musikalischen Richtungen und Gattungen – von Bluegrass und Jazz bis zu Weltmusik – und Projekte mit seinem Mentor, dem großen Klezmer-Klarinettisten Giora Feidman, bereiteten den Weg für seine Entwicklung zum Pionier der Mandoline.
Avi Avital gastiert bei den großen internationalen Festivals, trat mit den führenden Orchestern der Welt auf, und ging enge Partnerschaften mit anderen Künstlern ein, die seine Aufgeschlossenheit für neue musikalische Wege teilen
2010 wurde Avital als erster Mandolinenspieler überhaupt für einen Grammy nominiert, und zwar in der Kategorie »Bester Instrumentalsolist« für seine Aufnahme von Avner Dormans Mandolinenkonzert.
Avitals neuestes Album, Art of the Mandolin, das im November 2020 erschien, ist eine deutliche Erweiterung seiner Diskografie, denn es handelt sich um seine erste Sammlung, die ausschließlich aus Originalkompositionen für Mandoline besteht. Mit Musik von Vivaldi, Domenico Scarlatti, Beethoven, Henze und Ben-Haim sowie Ersteinspielungen neuer Auftragswerke von David Bruce und Giovanni Sollima umspannt das Album drei Jahrhunderte des klassischen Mandolinenrepertoires und verdeutlicht dessen Qualität und Breite.
Foto: Audi AG