von Isabella Kreim
Nach eineinhalb Jahren kann wieder im Großen Haus des Stadttheaters Ingolstadt gespielt werden.
Mit einer eindringlichen Inszenierung über den Tod ist das Stadttheater Ingolstadt in die neue Spielzeit gestartet. „Jedermann (stirbt)“ ist eine sprachmächtige und kluge Neufassung des österreichischen Dramatikers Ferdinand Schmalz von Hugo von Hofmannsthals Variante des Mysterienspiels, die das „Sterben des reichen Mannes“ ins Heute einer Wohlstandsgesellschaft mit sozialen Spannungen transferiert und dabei die christliche Moralpredigt der Jenseitsfurcht vermeidet, ohne die metaphorische Ebene einer Wette zwischen Gott und Teufel auszuklammern.
Der niederländische Regisseur Servé Hermans ist nicht der Versuchung erlegen, aus dem Setting einer Neureichen-Party ein schrill-morbides Spektakel zu machen. Ganz im Gegenteil.
Ihm gelingt eine ernsthafte, menschliche Auseinandersetzung mit der Sterblichkeit weit entfernt von falscher Theatralik, und doch schlägt das Pendel sanft aus zwischen den wilden Todeszuckungen einer dekadenten Fun-Gesellschaft und Todeselegie, kraftvollem existentiellen Lebenskampf und sarkastischer Ironie. Grandios inszeniert und gespielt von einem wunderbar homogenen Ensemble!
Foto: Jochen Klenk