von Isabella Kreim
„In der Dämmerung“ ist ein hoch intelligent geschriebenes Theaterstück der 1972 geborenen britischen Autorin Zinnie Harris, das packend schildert, wie beim plötzlichen Tod eines geliebten Menschen, die Realitätsebenen und die Wirklichkeitswahrnehmung verschwimmen, wie man immer wieder zum Moment des Unglücks zurückgeht, um sich mit dem geliebten Menschen glücklichere Ausgänge vorzustellen, - eine geheimnisvolle Frau könnte doch wie eine gute Fee noch einmal einen Tag des Zusammenseins schenken - bis hin zur Wut auf die Tote, die einen so zurückgelassen hat, noch dazu ohne wenigstens die Bankdaten oder den Schlüssel für die Schreibtischschublade ordentlich zu hinterlassen.
Und der geniale Trick dabei ist, dass wir als Zuschauer wie bei einem Thriller erst nach und nach die Zusammenhänge begreifen, und uns selbst immer wieder in den Realitätsebenen verheddern können.
Regisseur Knut Weber hat der einsam Trauernden, die sich in immer wieder neuen Situationen mit ihrer geliebten Freundin abarbeitet vier Wesen aus einer Zwischenwelt beigesellt, die vor allem singend Trost und Aufmerksamkeit spenden.
Judith Nebel spielt diese Helen wunderbar impulsiv, direkt und heiter in ihren Emotionen, und selbst als Tote kann sie noch heftig widersprechen, aber auch in die Diffusität eines Phantoms verschwimmen.
Und wie differenziert Teresa Trauth die Alltagsbeziehung der Überlebenden zu ihrer Freundin imaginiert und letztendlich ihre Verzweiflung, ihren Schmerz und ihre Trauer ganz ohne Theatralik gestaltet, ist so ergreifend, dass einem der Atem stockt.
Ein großer Abend. Am richtigen Ort, in der Piuskirche. Und natürlich auch im November, dem Monat der Besinnung auf die Endlichkeit des Lebens, zur richtigen Zeit.
Foto: Ritchie Herbert