"Ariadne auf Naxos" - Operngastspiel

"Ariadne auf Naxos" - Operngastspiel

von Isabella Kreim

Eine musikalisch wie szenisch beglückende Aufführung der Richard-Strauss-Oper „Ariadne auf Naxos“ hat das Landestheater Salzburg an zwei Gastspielabenden Anfang der Woche ins Stadttheater Ingolstadt gebracht. Eine intelligente, lebendige Inszenierung in hervorragender Besetzung.

Der reichste Mann von Wien ist bei dem Librettisten dieser Oper, Hugo von Hofmannsthal natürlich ein Kulturbanause. Nur so einer kann auf die Idee kommen, die tragische Oper eines jungen Komponisten „Ariadne“ und die Unterhaltungsshow einer Komödiantentruppe gleichzeitig aufführen zu lassen, damit seine Gäste nach dieser Kultur-EInlage rechtzeitig zum Feuerwerk kommen. 
Mit einer winzigen Veränderung im Sprechtext des Haushofmeisters des Gastgebers, der diese Laune einer gleichzeitigen Aufführung beider Stücke seines Herren zu verkündigen hat, gelingt Regisseurin Alexandra Liedtke eine aufregende Neudeutung des 2. Teils des Abends. Diese Figur ist offenbar nicht einfach ein Lakai, sondern der Mäzen persönlich, ein Galerist. Er verspricht sich aus dieser Herausforderung, das Tragische und das Komische improvisatorisch zu verzahnen, dass neue Kunst entsteht. Ein Kunst-Happening nach der Vernissage.
Ariadne flirtet auch mal als Primadonna mit einem der Komödianten, Zerbinetta kümmert sich nicht nur um Ariadne, sondern auch um den Komponisten, der als Publikum auf der Bühne sitzt. Der Galerist läuft fotografierend mitten durch die Szene, und erklimmt auch schon mal ungeniert den Felsen, der wie ein Kunstwerk, eine Steinskulptur, von oben herabgelassen wurde, als „Schiff“ des Gottes Bacchus.  Die Exponate der Galerie, eine Skulptur, eine Silberschale werden zu Spielobjekten eines Happenings, jemand stülpt sich einen Blecheimer über den Kopf, die Vernissagengäste spielen mit 
Es ist also tatsächlich etwas Neues, ein partizipatives Kunstwerk entstanden.

Wer eine Sängerin wie Alina Wunderlin im Ensemble hat, muss eigentlich „Ariadne auf Naxos“ auf den Spielplan setzen. Ihre Zerbinetta ist darstellerisch und stimmlich einfach großartig. Und selbst die mörderisch schwere Tenorpartie des Bacchus, soetwas wie die Rache von Richard Strauss an Wagnerschen Heldentenören, ist mit Franz Supper kraftvollem aber unangestrengt wirkendem Tenor hervorragend besetzt. Aber auch die Ariadne/Primadonna von Betsy Horne und Olivia Cosio als gefühlsintensivem Komponisten und all die anderen Sänger-Darsteller waren makellos.

Foto: Joanna Maria Löffelberger

Kulturkanal am 12.11.2021
    
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