fröhlich-buntes "Aschenbrödel" im Stadttheater IN

von Isabella Kreim

Der auch an japanischen und russischen Theatertraditionen geschulte und aus Argentinien stammende Regisseur Marcelo Diaz hat eine wunderbar klare, reduzierte und heitere Erzählweise für die diesjährige Kindertheaterproduktion „Drei Haselnüsse für Aschenbrödel“ gefunden, in der sich die Figuren virtuos mit herrlich differenzierter Spiellust entfalten können.
Da kann er zum Happyend sogar das Brautpaar und die ganze Bühne in Pinkrosa tauchen, ohne dass der Kitsch trieft. Auf Grausamkeiten wie blutende, abgehackte Zehen wie überhaupt auf jegliche Angstmache wurde verzichtet. 

Ausstatterin Susanne Füller zitiert die Ästhethik eines Animationsfilms, in der nun aber die Live-DarstellerInnen umso lebendiger agieren können. Die stark farbigen Kostüme und ein altmodisches Telefon der Luxusklasse erinnern ein wenig an die 1920er Jahre. Für die Kinder von heute ja auch ein lange zürückliegendes „Es war einmal“..
Es wird gezeigt: Wir spielen Theater. Und das verlangt von den ab 6-jährigen gleich, den langen Pferdeschweif, den Aschenbrödel liebevoll streichelt als pars pro toto, also als Pferd zu sehen. Statt Sinfonieorchestersound im Wald, sitzt eine Pianistin am Bühnenrand...

Dies ist eine Inszenierung, die dazu verführt, ganz genau hinzusehen, anstatt mit visuellen Reizen zu bluffen. Und zu diesem Feinschliff mit humorvollen Glanzlichtern tragen auch die witzig-ausgefeilten Choreographien von David Williams bei.

Kabinettstücken liefern Ralph Lichtenberg, Renate Knollmann, Karolina Nägele und auch der am WItzeerzählen kläglich scheiternde Hausknecht von Matthias Gärtner. 
Sarah Schulze-Tenberge und Patrick Schegel sehen wie ein Märchen-Prinzenpaar aus - und belassen es nicht dabei...

Diese Aufführung lebt ganz wesentlich von diesen lebendigen Figuren, die so viel mehr und heutiger sind als verstaubte Märchen-Stereotypen - und dem fröhlich-bunten Grundton dieser Inszenierung.

Foto: Jochen Klenk