von Isabella Kreim
"Lola" im Stadttheater Ingolstadt: Diese ganze Story mit der Klüngelwirtschaft der Honaratioren um den Bauunternehmer Schuckert im Puff inszeniert Mareike Mikat als total klamottige Farce. Die Männer haben den ganzen Abend über im wahrsten Sinn des Wortes „die Hosen heruntergelassen“ , sie agieren in herrlich albernen Choreographien und illustrieren und doppeln lustvoll alle Worte mit ausgeklügelten Posen und wildem Gestikulieren im Hyperaktivitätsmodus.
Jedenfalls: Diese Machtelite gibt sich selbst und theatralisch lustvoll der Lächerlichkeit preis.
Die Musik, die grandiosen Songs der Leipziger Liedermacherin Wencke Wollny setzen einen nachdenklich-reflektierenden und zurückhaltend gefühlvollen Kontrast.
Dazu wurde der durchgeknallten Männerwelt ein Frauenchorus , auch mit live-Trompete oder Geige junger Statistinnen, an einem Küchentisch mit Haushaltsgeräten und S/W-Fernseher im Hintergrund gegenübergestellt. Die Frauen setzen dem aufgeregten Männlichkeitsgetue musikalisch eine stille innere Kraft entgegen.
Mareike Mikat wirft durchaus auch einen ernsthaften Fokus auf die bundesdeutsche Nachkriegsgeschichte:
Schlagzeilenartig erfahren wir vom zeitgeschichtlichen Umfeld von Wideraufrüstung oder Heimkehr der Kriegsgefangenen und im Büro des Baudezernenten hängen noch silberne Hakenkreuze wie Tapetenmuster an der Wand.
Mit eingefügten Bakunin-Zitaten fragt sie, wer profitiert bis heute von einem Wirtschaftsaufschwung?
Und sie macht einer jungen Frauengeneration klar, wie prägend weibliche Rollenbilder der 1950er Jahre für diese Bundesrepublik waren, als Frauen noch nicht ohne Einwilligung ihres Mannes arbeiten durften oder wie Beziehungen durch finanzielle Abhängigkeiten bestimmt wurden.
Foto by Ludwig Olah: Theresa Weihmayr und Martin Valdeig