von Isabella Kreim
Es ist eine Situation, wie sie sich der große österreichische Autor Thomas Bernhard in seiner Hassliebe zum Kulturbetrieb auch hätte ausdenken können:
Da kommt ein berühmter „Theatermacher“, ehemals Burgtheaterdirektor in Wien und Intendant des Berliner Ensembles an ein kleineres Stadttheater in der deutschen Provinz, inszeniert dort einen Klassiker des Absurden Theaters, Ionescos „Die Nashörner“, und als Vorab-Event, zu dem ein überregionaler Run zu erwarten ist, liest er höchstpersönlich Texte von Thomas Bernhard über die kuriosen Schattenseiten öffentlicher Ehrungen. - Und dann sitzen da im Kleinen Haus des Stadttheaters Ingolstadt lediglich 20 Leute. Pandemieauflagenbedingt natürlich. Aber irgendwie passend zum sarkastischen Humor eines Thomas Bernhard.
Claus Peymann, der erfolgsgewohnte Regiestar und Theaterleiter trug's mit Fassung und guter Laune. Und es wurde ein hinreißender Abend! Der 84jährige servierte genussvoll, mit Verve und Süffisanz die unterschiedlichen Tonlagen dieser Sätze.
„Meine Preise“ ist eine posthum veröffentlichte Sammlung von 9 Texten von Thomas Bernhard, sehr persönliche, aber mit souveränem Humor grandios geschilderte Begleitumstände der Literaturpreise und Ehrungen, die er in den 60er und 70er Jahren erhalten hat und die für ihn geradezu zwangsläufig in mehr oder weniger große Katastrophen mündeten.
Claus Peymann wird am 6. Februar im Großen Haus aus dem Roman Holzfällen von Thomas Bernhard mit Passagen über ihn, den Burgtheaterdirektor Peymann, lesen . Am 25. Februar ist Premiere der „Nashörner“. Ein Gastspiel der Thomas-Bernhard-Dramulette ist für Herbst geplant.