von Isabella Kreim
Der von Ekat Cordes getextete und von Tobias Hofmann vertonte Song „Alles hat zu“ ist super mitreißend und trifft den Nerv für die Situation Lockdown-geschädigter Jugendlicher mega gut: Disco zu. Schule zu. Keine Partys. Ich will raus.
Und als Zugabe reißt er das Premierenpublikum der Uraufführung von „Max und Moritz“ letzten Freitag dann doch noch zu Begeisterung hin.
Regisseur und Autor Ekat Cordes hat eine Neufassung der Bildergeschichte von Wilhelm Busch als Musik-Comic in Video-Game-Ästhetik auf die große Bühne des Stadttheaters Ingolstadt gebracht.
Das Ergebnis ist eine ästhetisch und musikalisch reizvolle Bühnenshow aus Splatter und Musical, die dennoch viel im Leerlauf dreht.
Warum zündet diese Aufführung trotz ihrer hochtourigen Geschwindigkeit nicht durchgängig? Ist das Ü50- Premierenpublikum einfach nicht die Zielgruppe?
Vielleicht wirkt das ständige Hopsen und Tänzeln, das Rumms, Ächz, und Krach-Rabumms, Quietsch und Kreisch auf die Dauer dann doch ein bisschen wie ein Turbo-Weihnachtsmärchen für Kinder,
Diese Anarchokids wirken jedenfalls wie lebendige Abziehbilder aus einem Computerspiel, obwohl ihnen Ekat Cordes sogar ein Motivationsumfeld für ihre Aggressionen gebaut hat: Alles hat zu. Wohin also mit der aufgestauten Langeweile, dem Frust und der Wut auf die ewig plärrende Mutter und das drohende Waisenhaus und die warum auch immer nervigen, verlogenen Erwachsenen-“Opfer“.
Als Mac and more starten Max und Moritz eine Influencer-Karriere, indem sie ihre Streiche, die heutzutage Pranks heißen, ins Netz stellen. Und ihre Follower-Zahlen steigen vom Hashtag Witwe Bolte bis zum Hashtag Bäckerei gigantisch. Hate sells. Das stimmt leider. ...
Foto: Jochen Klenk