von Isabella Kreim
Claus Peymann inszeniert am Stadttheater Ingolstadt. Claus Peymann inszeniert „Die Nashörner“ von Eugène Ionesco. Nach mehreren Coronabedingten Verschiebungen soll morgen nun tatsächlich die Premiere stattfinden.
Ich habe im Dezember bereits mit Claus Peymann und gestern mit Dramaturgin Jutta Ferbers und Hauptdarsteller Enrico Spohn gesprochen.
Was erzählt Ionesco in seinem bereits 1959 uraufgeführten Theaterstück?
Es beginnt relativ harmlos, wenn auch ziemlich absurd.
Mitten im sonntäglichen Treiben einer deutschen Kleinstadt (oder wir werden sehen: vielleicht auch einer jungen bayerischen Großstadt) werden die Gespräche in den Cafés durch einen ungewohnten Lärm unterbrochen. Ein Trappeln, ein Schnauben: Ein Nashorn läuft durch die Stadt.
Das Nashorn ist am nächsten Morgen auch Gesprächsthema in dem Büro, in dem Behringer arbeitet. Ist es nur ein Gerücht? Hat es jemand wirklich gesehen? Waren es ein oder zwei Nashörner? Hatten sie ein oder zwei Hörner? Gibt es eine logische Erklärung? Oder stecken geheimnisvolle Mächte hinter diesem Phänomen?
Behringer wird Zeuge, wie sich sein Freund Hans, im Gegensatz zu ihm, dem etwas verwahrlosten Frust-Trinker, ein korrekter, pflichtbewusster Angestellter, vor seinen Augen in ein Nashorn verwandelt.
Und es werden immer mehr. Rhinozeritis heißt die neue Epidemie. Auch Kollegen, die Behringer immer für vernünftig und für eigenständige Denker gehalten hat, können der Verlockung, dem allgemeinen Trend zur Nashorn-Mutation offenbar nicht widerstehen. Nashorn-Sein: Verspricht das nicht irgendwie Naturnähe und intuitive Kraft? Und sind diese Tiere nicht ganz ungefährlich und eigentlich viel schöner als Menschen? Am Schluss kann selbst Behringers große Liebe Daisy dem Sog der Nashörner-Mehrheit nicht widerstehen.
Behringer ist der einzige Mensch, der nicht zum Nashorn geworden ist. Der letzte Mensch. Soll er gegen diese Nashorn-Welt kämpfen?
Foto: Enrico Spohn by Jochen Klenk