von Isabella Kreim
Der Dreißigjährige Krieg, das Gefühl der Kriegsangst und der Kriegsgreuel waren für uns weit weg, als Regisseur Alexander Nerlich vor 2 Jahren begann, den Erfolgsroman „Tyll“ von Daniel Kehlmann für die Bühne im Kleinen Haus des Stadttheaters Ingolstadt zu adaptieren. Dann kam Corona... Nun ist endlich morgen Abend Premiere.
Tyll. Das Vorbild ist Till Eulenspiegel, der Held eines mittelalterlichen Volksbuchs mit seinen Schelmenstreichen. Tyll ist hier ein Müllersohn, ein schmächtiger Junge, der nicht recht zur körperlichen Schwerarbeit taugt, sich für Kunststücke, aber auch für Geister, Dämonen und das Fliegen interessiert, erlebt mit, wie sein Vater, ein philosophierender, um Erkenntnis ringender Mann, gefoltert und als Hexer hingerichtet wird. Tyll flieht mit seiner Freundin Nele in die Welt, als Gaukler und als Hofnarr bei den Herrschenden wie dem Böhmischen Winterkönig oder dem Schwedenkönig Gustav Adolf, und er sieht die Absurditäten und Grausamkeiten der letzten Jahre des 30jährigen Kriegs. Ein traumatisiertes Kind, das sich seine Unabhängigkeit bewahrt, ein unbefangener Beobachter wie der Simplicius Simplicissimus von Grimmelshausen...
Gespräch mit Regisseur Alexander Nerlich, Dramaturg Daniel Theuring und Choreographin Zoe Gyssler
Foto: Jochen Klenk