von Isabella Kreim
„How to date a feminist“ heißt die von der Leiterin des Altstadttheaters Leni Brem-Keil mit Tempo und hinreissender Perfektion inszenierte britische Komödie, die sicher schnell zum Publkumsrenner wird. So geistreich und turbulent amüsiert man sich selten über die Anfangsschwierigkeiten eines Paares, und schon gar nicht, wenn es um Feminismus geht.
Aber es wird sofort saukomisch, wenn die Rollenerwartungen vertauscht sind: Da steht er nun mit seinem Verlobungsring in der Hand, sie wartet ungeduldig auf den Heiratsantrag. Doch er ist der Feminist, zur Sanftmut konditioniert, und so entschuldigt er sich erst einmal pflichtschuldig kenntnisreich für die Jahrtausende Patriarchat, das den Frauen soviel Leid gebracht hat.
Joana Tscheinig, die bis 2016 Ensemblemitglied des Jungen Theaters Ingolstat war, ist eine umwerfend temperamentvolle, spontane aber letztlich auch durch die unterschiedlichen Fraulichkeitserwartungen an sie verunsicherte junge Frau. Und Kolja Heiss, den Leni-Brem bereits für ihr Corona-Quarantäne-Stück „Anderthalb Meter“ nach Ingolstadt geholt hatte, ist ganz wunderbar der schrecklich ernsthafte Softie, der vor lauter Rücksicht auf mutmaßliche weibliche Befindlichkeiten nie zu Potte kommt.
Aber damit nicht genug. Die beiden spielen insgesamt 6 Rollen. Das frisch verliebte Paar, sowie seine und ihren Ex, seine Mutter und ihren jüdischen Vater.
Und dabei brillieren sie mit knappen, genauen Charakterisierungen ihrer unterschiedlichen Figuren. Denn für Umzüge wird keine Zeit verloren in dieser ausgefeilten Inszenierung. Irgendwo aus den Kulissen, unter dem künstlichen Buxbaum im Topf, aus den Dachbalken des Alstadttheaters zaubern sie in Windeseile die Kostümteile zum Rollenwechsel. Wo kommt eigentlich dieser bräunlich gewordene, dicke Staubwolken absonderte Brautschleier so plötzlich her, mit dem der Vater seine Tocheter unbedingt vor den Traualtar führen will?
Die nächsten Vorstellungen sind am kommenden Samstag, sowie am 20., 29. und 30. April und auch noch viermal im Mai. Karten gibt es am einfachsten per mail an kontakt@altstadttheater.de
Foto: Reiß