von Isabella Kreim
Mit einem 8-köpfigen Jugendspielclub und einem Profischauspieler und Musiker kam das Residenztheater München zum Südwind-Festival und zeigte „Mehr schwarz als lila“ von Lena Gorelik.
Ein neuer junger Deutschlehrer, Referendar, kommt in die Klasse. Statt „Faust“ zu lesen, lässt er sie absurde Alliterationen bilden oder zum Wort Mut assoziieren. Auch das Publikum. Oder über Kunst diskutieren. Ob Kunst etwas in der Welt verändern kann. Aber er liest auch unvermittelt Paul Celans Gedicht „Todesfuge“, diese metaphorische Auseinandersetzung mit dem Vernichtungslager Auschwitz vor.
Zwei Mädchen und ein Junge sind ganz dicke Freunde innerhalb ihrer Klasse. Sie wollen immer ehrlich zueinander sein und sich alles sagen. Außer vielleicht, in wen sie verliebt sind. Sie freunden sich auch mit dem jungen Lehrer an, den sie Johnny nennen dürfen und der Teil ihres engen Freundschafts-Tios wird. Nicht unproblematisch. Denn ein Mädchen verliebt sich in ihn.
Die Klassenfahrt geht nach Polen. Am Ende des Aufenthalts wird auch das Konzentrationslager besucht. Und ausgerechnet dort eskaliert das Beziehungsgeflecht der ersten Lieben.
Lena Gorelik hat in ihrem Theaterstück nach ihrem gleichnamigen Roman sehr treffend den Wissensdurst, die intellektuelle Neugier aber auch die pubertären Gefühlsverwirrungen von 17jährigen beschrieben. Die Auseinandersetzung einer heutigen Generation mit der NS-Zeit bleibt aber relativ marginal, dient eher zur Folie des Kipppunkts einer Jugendfreundschaft.
Wenn man von dieser in den Ankündigungen kommunizierten Erwartungshaltung absieht: Es ist sehr überzeugend, wie authentisch und dennoch auch sprachlich professionell die jungen Darsteller*innen agieren. Regisseurin Daniela Kranz, die auch die Sparte „Resi für alle“ leitet, hat mit dem Lehrer als Pianisten, mit Großaufnahmen einer Live-Kamera und abwechslungsreichen Raumkonstellationen rasante Stimmungswechsel inszeniert.