von Isabella Kreim
Wir betrachten Menschen, die Kunstwerke betrachten. Nur betrachten diese Kunstbetrachter die Kunstwerke nicht, wie dies Menschen in einem Museum gewöhnlich tun, nämlich ruhig davor stehenbleibend, und dann zum nächsten gehend. Diese 8 Menschen teilen uns mit Körperbewegungen mit, wie sie diese Kunstwerke empfinden, sie spüren den Formen der Skulpturen mit ihren eigenen Körpern nach, den Kanten, den Rundungen, den Winkeln und Rissen, der Oberfläche, die so samtig wirkt und die Patina von Rost ist.
Und natürlich sind die Skulpturen des Stahlbildhauers Alf Lechner besonders geeignet für einen solchen stummen, aber körpersprachlich umso sprechenderen Dialog. Und auch der weitläufige Erdgeschoss-Raum des Alf-Lechner-Museums in Ingolstadt bietet Raum für ausgreifende Erkundungen, für Nähe und Distanz für Tasten und Tanzen, behutsam wie in Zeitlupe oder dynamisch-energetisch.
Im Rahmen der Sommerausgabe der Tanztage Ingolstadt hat Kuratorin Yahsmine Macaira die beiden Münchner Choreographinnen Andrea Marton und Stephanie Felber eingeladen, im Alf-Lechner-Museum ihre besondere Form der Site-specific, also der auf einen bestimmten Ort bezogenen, Performance zu machen. Und zwar mit Tänzer*innen und auch Laien aus Ingolstadt, die an einem zweitägigen Workshop diesen körperlichen Dialog mit dem Raum und den Skulpturen erkundet und erarbeitet haben.