von Isabella Kreim
Kunst im Bayerischen Armeemuseum. Nicht separat, in einem leeren Ausstellungsraum des Neuen Schlosses, sondern mitten zwischen den Ausstellungsobjekten. Und so fast beiläufig auch auf dem Boden verstreut, als wäre da jemand gerade noch mit dem Aufbau beschäftigt.
Doch was sich da eingeschlichen hat, ist auf dezente Weise subversiv.
Eine seltsame Raum-Klang-Installation aus Zeichnungen, Objekten und akustischen Satzfetzen hat der in Ingolstadt aufgewachsene Künstler Bodo Rott, der inzwischen in Berlin lebt, im Erdgeschoss des Bayerischen Armeemuseum aufgebaut. Neben einer Vitrine mit einer Ritterrüstung und hinter der Phalanx aus imposant aufragenden Stichwaffen dieses Eingangsbereichs. Still ist diese Arbeit. Geradezu zart. Erst auf den zweiten Blick erzählt sie von Zerstörung, von Zersplitterung,
„Nicht die Bohne, Bilder mit Sätzen für vier Lautsprecher“ nennt Bodo Rott diese Arbeit, die speziell für das Bayerische Armeemuseum entstanden ist.
Spinnwebenhaft zart sind die Linien auf den Zeichnungen, Doch es gibt immer mindestens ein Zentrum, wie ein Einschussloch, von dem aus sich die Linien fortpflanzen. Wie die Splitter von zersprungenem Glas. Sieht man genauer hin, erkennt man verzerrte Gegenstände, einen Kompass, Gasmasken, eine Signalpistole - Fragmente aus dem Objektbestand des Armeemuseum vielleicht - aber auch Gesichter.
7 solcher Zeichnungen hängen an der Wand oder liegen schräg auf dem Boden, wie zufällig verstreut. Dazwischen Objekte, neutral beigefarbene Töpfe, granatengross, monumentale Pillenkapseln, halbiert oder intakt, stehend, oder wie umgeworfen auf der Seite liegend,
Dazu ertönt eine Toncollage aus Redewendungen wie „Du sollst die Bohne vor dem Strauch nicht loben“.
Der Betrachter wird animiert, ein davor und ein danach zu rekonstruieren. Nach Ursache und Wirkung zu fragen. Was er bei den im Armeemuseum ausgestellten Waffen, die da oft selbst wie Kunstwerke in Vitrinen präsentiert sind, ja nicht unbedingt macht. Bodo Rotts Hinterfragung dieser Waffenpräsentation kommt ohne sichtbare Opfer aus. Aber es gibt durch die Tonspur eine Erinneurng an Menschen, die banale Sätze gesagt haben wie „Meine Mutter isst jetzt gerade zu Mittag“ oder „Im Frühling blühen viele Blumen“ oder Sinnsprüche, bevor die Zerstörung passiert sein mag.
Das Lebendige, die Stimmen von Menschen und das Kaputte mit den Artefakten, die mit solchen Zersplitterungen der Welt zu tun gehabt haben, können gleichzeitig wahrgenommen werden. Bodo Rott hat mit dieser dreiteiligen Arbeit aus Zeichnungen, Objekten und Toncollage mehrere Zeitebenen überlagert.
Und damit auf ganz unplakative Weise wahrnehmbar gemacht, was die eigentliche Absicht der meist so schön verzierten, ästhetischen oder auch technisch faszinierenden Waffen war.