„Steinreich.“ – ein doppeldeutiger Titel für die neue Sonderausstellung im Deutschen Medizinhistorischen Museum in der Alten Anatomie in Ingolstadt über das Schneidhaus der Fugger in Augsburg.
Denn Steinreich waren die Fugger, dieses Augsburger Kaufmannsgeschlecht zweifellos. Aber sie haben auch etwas Segensreiches getan für Leute, die Stein-reich waren. Sie haben eine Art chirurgische Klinik im 16. Jahrhundert gestiftet und betrieben für Leute mit Blasen-Steinen, ein sogenanntes Schneidhaus, wahrscheinlich die erste solche Spezialklinik überhaupt. Mit erstaunlich guten Überlebenschancen für die Operierten, konnte ein dreijähriges Forschungsprojekt u.a. herausfinden. Einer der dort operierten Patienten war aus Ingolstadt. Seine Patientengeschichte wird auch in einer Graphic novel erzählt, zu hören ist eine Vertonung, ein französisches Melodram einer Blasenstein-Operation, ausgestellt ist nicht nur ein Schneidmesser, zu sehen sind auch Stein-Heilige und Blasensteine als Votivgaben, ein Badezuber, in den sich Ausstellungsbesucher auch setzen können, ein Empfehlungsschreiben des Ingolstädter Rates für den jungen Ingolstädter Patienten und ein zunächst rätselhaftes Manuskript mit Abbildungen im Besitz des Museums, das den Anstoss gegeben hat, dieses bisher wenig bekannte Kapitel der Medizingeschichte zu erzählen.
Melanie Arzenheimer hat die Ausstellungseröffnung am letzten Mittwoch besucht.