von Isabella Kreim
Der Avantgarde-Komponist Karlheinz Stockhausen hat einst die 4 Musiker eines Streichquartetts in vier Helikopter gesetzt. Eine sehr kostspielige und schon auch etwas spleenige Idee, die aber von den Audi Sommerkonzerten vor einigen Jahren umgesetzt wurde. Stockhausen war nämlich fasziniert von der Idee, die Klangquelle, also der Musiker auf dem Konzertpodium oder der Lautsprecher an der Decke wären nicht statisch, sondern könnten sich selbst durch den Raum bewegen.
Mit der Entwicklung von KI und Roboting ist Stockhausens Vision aus den 1950er Jahren realisierbarer geworden. Eine Studienklasse Dynamische Akustische Forschung der Kunstakademie Nürnberg hat Stockhausens Erbe angetreten und Realisierungsmöglichkeiten für mobile Lautsprecher entwickelt.
Daraus ist ein Mensch-Maschine-Kollektiv entstanden, das seinen neuesten Forschungsstand ab nächsten Donnerstag im Galerieraum des Kunstvereins Ingolstadt im Stadttheater präsentiert.
Es werden allerdings keine Tonquellen durch den Raum fliegen. Sondern ein Roboter fährt durch den abgedunkelten Ausstellungsraum und kann sein Lautsprecher-Paneel in unterschiedliche Richtungen ausrichten, sodass der Sound auf unterschiedliche Weise von den Wänden und der Decke reflektiert wird.
Das Tonmaterial sind elektronische Sounds, die in Ingolstadt generiert wurden. Zu hören ist aber nicht eine O-Ton-Collage aus Münsterglocken, Viktualienmarkt-Stimmen oder Autobahngeräusch, wie sie etwa Malte Preuss für den Futurologischen Kongress erstellt hat, sondern es sind eher elektronische Klangschwingungen, wie sie im leeren oder vollgestellten Parkdeck der Theater-Tiefgarage oder unter der Autobahnbrücke aus Schallreflektionen gewonnen wurden.
Vernissage des akustischen Projekts Robodynamische Diffusion ist am Donnerstag, 17.11., um 19 Uhr in der Theatergaleire, Einfang Werkstattbühne des Stadttheaters Ingolstadt. Öffnungszeiten sind jeweils von Fr. - So zwischen 12 und 18 Uhr
Foto:Axel Mölkner-Kappl