ernsthaftes Musical über ein KI-gesteuertes Wesen

ernsthaftes Musical über ein KI-gesteuertes Wesen

von Isabella Kreim

Dieses „Musical“ ist keine Publikumsbespassung, sondern ein sehr ernsthafter Theaterabend über die Verlängerung des Lebens durch ein Gehirnimplantat. Doch die Familie kommt mit dieser „Alexa“ in Menschengestalt nur schwer klar. Klug erzählt Autor und Regisseur Peter Lund eine berührende Familiengeschichte und fragt nicht nur nach der Verantwortung der Wissenschaftler für Experimente am Menschen, sondern auch nach der Fähigkeit des Umfelds, mit solchen wesensveränderten, computergesteuerten Angehörigen umzugehen.

Auch musikalisch bricht Komponist Wolfgang Böhmer mit den gängigen Entertainment-Elementen. Auch wenn es zwischendurch nach Rock oder Swing klingt. Die Orchesterbesetzung aus Streichquartett, Bläserquartett, Klavier, Marimbaphon und Schlagzeug intoniert orchestrale Zwischenspiele und begleitet Arien, Duette und Ensembles mit der Subtilität einer Kammeroper plus einem Gespür für durchaus eingängige Melodien, die immer wieder durch unerwartete harmonische Wendungen aus dem Gefälligkeitsmodus verschoben werden.
Auch Jazzdance kommt hier nur als ironisch gebrochenes Zitat vor, etwa wenn das Ärzteteam grotesk-makaber mit Säge und magisch blau leuchtendem Implantat um den Operationstisch tanzt.

Zu erleben ist also auch eine Musiktheaterform, die die gängige Musical-Gattung neu definiert.

Peter Lund hat als Autor und Regisseur erstaunlich differenzierte Charaktere geschaffen, die von diesem 5köpfigen Ensemble hinreißend umgesetzt werden.
Diese im Auftrag des Stadttheaters Ingolstadt entstandene Frankenstein-Variante kommt ganz ohne die herkömmlichen Gruselelemente aus, mit der dieser Stoff so gerne popularisiert wird. Der Horror liegt in der gar nicht so fernen Realität von Gehirn-Computerschnittstellen. Die Frage „Wollen wir das?“, mit der sich auf der Bühne Maria und ihr Ehemann quälen, wird mit dem Musical „Frankensteins Braut“ auf einer sehr menschlichen Ebene durchgespielt. Und: Unterhaltsame Momente und Dialogpointen gibt es schon auch!

Foto: Jochen Klenk

 

Kulturkanal am 05.12.2022
    
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