von Isabella Kreim
„Eleos . Eine Empörung in 36 Miniaturen“ hat Caren Jeß ihren vor 2 Jahren geschriebenen Theatertext genannt, der nun im Studio im Herzogskasten des Stadttheaters Ingolstadt zu erleben ist.
So hinreissend intelligent kann Unterhaltung sein. Und noch dazu: So witzig und kunstvoll kann man all die Shitstorms, die Aufgeregtheiten über Nichtigkeiten und die politisch bedenklichen Wutattacken und Empörungen ad absurdum führen und entlarven.
Dies ist hier vor allem zwei Frauen zu verdanken. Der 1985 geborenen Autorin Caren Jess und der Regisseurin am Stadttheater Ingosltadt Lisa-Maria Schacher. Sowie einem nicht nur spielfreudigen, sondern mit aberwitziger Exaktheit bisweilen im Tic-Toc-Schnitttempo agierenden und skandierenden Ensemble.
Sie heissen nur a, b, c, sind austauschbar. Und dennoch haben Olaf Danner, Matthias Gärtner, Sebastian Kremkow, Theresa Weihmayr und Fabio Salvodelli durchaus auch herrlich persönliche Solonummern.
36 Mini-Szenen über Menschen, die sich über irgendetwas aufregen, über Alltägliches wie die Einführung von Dosenpfand oder über Verletzungen, die sie irgendwann einmal erlitten haben.
Das ist mal so absurd dadaistisch-sprachspielerisch wie Konkrete Poesie, mal herrlich alltäglich, mal bedrohlich etwa in der Form eines rasant skandierten militärischen Drills mit Rechts und Links oder zum Thema Nationalismus, ist hoch amüsant und trifft doch den Nerv der derzeitigen „Hauptsache-dagegen“-Befindlichkeiten empfindlich genau.
Caren Jess versteht es meisterhaft, ein sprachkritisches Brennglas auf die Gegenwart zu richten, das nicht vergröbert, sondern viele Subtexte und Details sichtbar macht.
Es wird viel gelacht über diese pointierten Texte und die Bravour, mit der die 5 Darsteller*innen den Sprachrhytmus oder unterschiedliche Betonungen und Bedeutungen wie ein Musikstück performen.
Und es gibt immer wieder Szenenapplaus für die originellen Einfälle, mit denen Regisseurin Lisa-Maria Schacher mit diesem Ensemble jede Szene anders aufgelöst und dafür eine neue Spielweise gefunden hat.
Foto: Ludwig Olah