von Isabella Kreim
Diese Überschreibung der Iphigenie des Euripides für heutige Jugendliche unter dem Titel „Let them eat Iphigenie“ beginnt vielversprechend, mit witzigen Kontrasten aus hohem Ton und heutigem Jugendslang, in rasanten Rollen- und Szenenwechseln schauspielerisch pfiffig umgesetzt. Es mag für Leute, die diese Atridenfamilie und die Vorgeschcihte des Trojanischen Krieges nicht parat haben, vielleicht nicht immer sofort verständlich sein, wer da Vater, Mutter, Onkel oder Bräutigam der Iphigenie, Diener*in oder Kriegsherr ist. Aber es macht viel Spaß diesem Schauspieler-Quartett bei ihren frechen und unkonventionellen Charakterisierungen der antiken Figuren zuzusehen. Doch die Aufführung verfranst sich leider in der letzten halben Stunde ein wenig in der ausgestellten Ratlosigkeit eines Diskurses über die vielen Fragestellungen der Gegenwart.
Autorin Nathalie Baudy und Regisseur David Moser, beide Absolventen der Münchner Theaterakademie, die diese Aufführung gemeinsam entwickelt haben, finden durchaus abwechslungsreiche und amüsante Spielelemente für die 4 Darsteller*innen, die mit großer Spielfreude von Szene zu Szene und Rolle zu Rolle, von antiken Helden*innen in kleine private Aparts wechseln – bis der inszenatorische Einfallsreichtum und vor allem die dramaturgische Ökonomie ein wenig unter dem Umkreisen der Parallelen zur Gegenwart leer laufen.
Steven Cloos, Clara Schwinning, Olivia Wendt und Enea Boschen machen das großartig abwechslungsreich und habe immer wieder kleine Soloszenen in wechselnden Rollen.
Iphigenie wird wie bei Euripides nicht sterben. Aber sie hat dem jungen Publikum viele Fragen hinterlassen. Jubel bei der Premiere am Samstag für dieses Ensemble und diesen mit Gegenwartsfragen aufgeladenen antiken Stoff.
Foto: Jochen Klenk