von Isabella Kreim
Tanztheater für Kinder dort, wo erst unlängst eine Gang Minderjähriger für Schlagzeilen und sogar eine Stadtratsdebatte gesorgt hat, weil sie offenbar massiv andere Kinder und auch Erwachsene tyrannisieren: im Piusviertel also.
Ein Tanzprojet für Drinnen und Draußen, zunächst in der schönen, lichten, niegelnagelneuen Aula der Christoph-Kolumbus-Grundschule. Hier ist sogar eine Bühne eingebaut. Aber der rote Vorhang bleibt geschlossen. Die Zuschauer sitzen wie in einer Arena auf den Stufen rund um die Spielfläche.
Paula Gendrisch und Benjamin Dami vom Jungen Theater Ingolstadt haben mit dem holländischen Choreographen Erik Kaiel ein Tanzprojekt für 2 Körper entwickelt.
„Murmeln“ heißt dieses Spiel ohne Worte, das kleine Geschichten durch Bewegung im Raum erzählt. Zart oder energiegeladen, miteinander oder gegeneinander, wie Murmeln, oder wie man in Bayern sagt, Schusser, die gemächlich kullern, oder rasant rollen, aufeinanderprallen, oder miteinander ihre Bahnen finden. Oder doch eben eher wie zwei Menschen, die in unterschiedlichen Lebenphasen und Situationen sich zueinander wenden, sich anziehen oder abstossen, sich gegenseitig in Bewegung bringen, im Einklang oder in Konfrontation, mal spielerisch, mal ernsthaft.
Paula Gendrisch und Benjamin Dami erkunden diese unterschiedlichen Bewegungskonstellationen mit hoher Konzentration und Sensibilität, auch für das,was sich dabei bei den Zusehenden abspielt.
Aber leider. Bei der Premiere am Samstag waren nur die Kinder im Umfeld der Theaterinteressierten des Jungen Theaters da. Eine Lehrerin der Christoph-Kollumbus-Schule, die sich mit ihrer kleinen Tochter eher zufällig in die Vorstellung verirrt hat, bestätigt: Nein keine der Erwachsenen oder Kinder stamme aus dem Piusviertel. Es wird auch Vorstellungen für Schulklassen geben, aber dass die Kids aus den umliegenden Wohnblocks sich mit ihren Eltern von „Murmeln“ faszinieren lassen, scheint ein weiter Weg zu sein.
Foto: Jochen Klenk