Ilya Gringolts beim Georgischen Kammerorchester

von Heike Haberl

Der fantastische Geiger Ilya Gringolts war zu Gast beim Georgischen Kammerorchester – und spielte gemeinsam mit Chefdirigent und Flötist Ariel Zuckermann als Solist ein Konzert rund um die düsteren Gefilde des menschlichen Lebens – die Nacht in all ihren verschiedenen musikalischen Ausprägungen. Tiefe, bis hin zur Schmerzgrenze empfundene Abgründe.

Schon im Vorfeld ist Chefdirigent Ariel Zuckermann und seinem Georgischen Kammerorchester mit der Programmzusammenstellung seines siebten Abonnementkonzerts zum vielsagenden Thema „Nacht“ ein hervorragend gestaltetes Konzept aus Trauer, Dunkelheit, Melancholie, aber auch einer Prise Humor, Leichtigkeit, Ironie und Augenzwinkern gelungen. Der emotional höchst bewegende Abend mit dem in Russland geborenen Geiger Ilya Gringolts und Chefdirigent Ariel Zuckermann als Solisten umfasste ein Konzert für Violine und Flöte von Telemann ebenso wie Schönbergs „Verklärte Nacht“, Vivaldis spukhaft-schaurige venezianische „La Notte“ - und vor allem das „Concerto funebre“ von Karl Amadeus Hartmann. Entstanden zu Beginn des zweiten Weltkriegs ist es ein verzweifelter Klang gewordener Protest, eine Vision des Schreckens, der Anklage und des Mitleidens. Der Komponist verlieh hier seiner Empörung über den deutschen Einmarsch in die Tschechei Ausdruck. Ausweglosigkeit, Vorahnung, Wut, Wehklagen, aber auch Spuren von Zuversicht und Hoffnung schimmern durch die hauchenden, wispernden, und andererseits schroffen, extremen und widerborstigen Töne. Eine zutiefst erschütternde, rückhaltlose und erschreckend zeitlos gültige Reflexion auch auf unsere heutige Gegenwart.