von Isabella Kreim
Ganz viel zu staunen gibt es in dieser wundersamen Theaterexpedition „Nachts“ durch kindliche Fragen, Ängste und Träume, die das Junge Theater unter seiner Leiterin Julia Mayr auf die Bühne in der Werkstattbühne gezaubert hat.
Mit Michael Amelung, Benjamin Dami, Paula Gendrisch und Enea Boschen und vielen Handpuppen wie der Agentin Fledermaus, mit Monstern, Riesenspinnen, einem Fisch, mit Flugdrachen, schwirrenden Insekten, einer Katze oder einem mysteriösen Männchen mit leuchtenden Augen und schlackernden Gliedmaßen entstehen Nachtsituationen und Traumbilder mit philosophischen Fragen wie:
Wo sind wir, wenn wir schlafen? Im Bett, oder dort, wohin uns unsere Träume führen? Was ist Wirklichkeit, was ist unendlich? Und erst die Träume!
Welcher begnadete Autor, welche Autorin hat sich diese poetische, phantasievolle Reise in den Kosmos von Nacht und Traum ausgedacht?
Fehlanzeige. Diese wunderbaren philosophischen Fragen über Traum und Wirklichkeit, die schönen, abenteuerlichen oder lustigen Träume, all diese Nachtgedanken stammen von Kindern von der Christoph-Kolumbus-Grundschule und der Montessori-Grundschule in Ingolstadt. Und selbst die Musik, zarte klänge auf Harmonium, Gitarre, Xylophon hat Christian Neuburger die Kinder selbst machen lassen und sie dann lediglich noch etwas bearbeitet.
Julia Mayr hat mit ihrem Ensemble, und den Puppenbauerinnen und -spielerinnen Vanessa Valk und Mirjam Schollmeyer , der Choreographin Annette-Ena Taubmann und ihrer Ausstatterin Dietlind Konold aus einer riesigen Materialfülle der Kindersätze diese wunderbare Theateraufführung über die Faszination der Nacht inszeniert, die so traumhaft mühelos zwischen dem saukomischen Charme kindlicher Wissbegier und den ein wenig unheimlichen aber auch fantastischen Phänomenen der Nacht hin und her wechselt: magisch, lustig, spielerisch, unheimlich, poetisch, skurril... Und immer, wenn es ein wenig gruselig wird, folgt schnell eine lustige Auflösung.
Die vier Schauspieler und Schauspielerinnen agieren nicht wie Kinder, aber mit dem Spaß und der Phantasie von Kindern an der Erfindung von Monstern, Tieren und Nachtgestalten und dem Ernst und der Neugier von Kindern, ihre Welt, auch die ihrer Träume zu begreifen.
Auch so kann partizipatives Kindertheater gehen, wenn man die großen Themen, die auch Kinder umtreiben, ernst nimmt, wie es das Junge Theater seit Jahren mutig tut, und gleichzeitig einen hohen künstlerischen Anspruch einlöst, vor dem auch Erwachsene begeistert den Hut ziehen.
Foto: Ritchie Herbert