von Isabella Kreim
Sie hat ein rotes Seil ins Klassenzimmer mitgebracht, das sie von den Garderobenhaken neben der Tafel über die Köpfe der jungen Menschen hinweg zum Fenster und zur Rückwand spannt. An einem Ende ein S-W-Foto von Hamburg, am anderen eines von New York.
Dazwischen liegen, ebenfalls mit Fotos veranschaulicht die Deportation nach Theresienstadt, das Vernichtungslager Auschwitz, Zwangsarbeit in der Flugzeugproduktion und schließlich die Befreiung im KZ Mauthausen.
Es ist die Lebenslinie von Esther Bauer, 1924 als einzige Tochter des Direktors der jüdischen Töchterschule und einer Ärztin in Hamburg geboren, gestorben 2016 in New York, wohin sie nach dem Krieg ausgewandert ist. In ihren letzten Jahren hat sie unermüdlich vor Schulklassen über ihr Leben berichtet, auch in ihrer Geburtsstadt Hamburg, wo ihre ehemalige Schule inzwischen als Gedenkstätte nach ihrem Vater Dr. Alberto Jonas benannt ist.
Die Überlebenden des Holocaust wie Esther Bauer sterben. Es ist nun an der Enkelgeneration, die Erinnerung an diese NS-Geschichte, an diese Schicksale weiter zu erzählen und nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.
Die Theaterautorin Christiane Richers lässt in ihrem Theatermonolog „Das ist Esther“ die fiktive Enkelin Mary Ann über die authentische Lebensgeschichte von Esther Bauer erzählen. Chiara Hunski hat den Text als mobile Klassenzimmer-Produktion des Jungen Theaters Ingolstadt mit Lisa Fedkenheuer inszeniert. Am Dienstag Vormittag war Premiere in der Wirtschaftsschule Ingolstadt vor 10.Klässlern.