von Isabella Kreim
Eine wunderschöne Schwarz-Weiß-Ästhetik, überhaupt eine fast puristisch klare Inszenierung ohne Irritationen. Nach einigem Ungewohnten zu Beginn dieser Spielzeit etwa mit zeitgenössischen Stücken wie „Slippery Slope“ hat Regisseur Jochen Schölch dem Stadttheaters Ingolstadt mit Shakespeares „Sommernachtstraum“ nun den Klassiker im geradezu klassischen Format präsentiert.
Langer, begeisterter Applaus war der Dank bei der Premiere letzten Samstag im Großen Haus.
Das Setting ist eher karg, wenig zauberhaft oder gar romantisch, eine moderne Shakespearebühne, optisch akzentuiert von den eleganten Kostümen von Andrea Fisser und Lichteffekten.
Zu recht mit Szenenapplaus bedacht wurde die von Katja Wachter choreographierte Kampfszene zwischen den beiden jungen Frauen. Fast unsichtbar helfen vier schwarz vermummte Gestalten die Kämpferinnen auch in Slowmotion-Bewegungen in die Luft zu heben, ihnen Koffer und Messer als Eskalationswerkzeuge in die Hände zu drücken. Eine grandiose Tanztheater-Nummer!
Luiza Monteiro, Sarah Schulze-Tenberge, Marc Simon Delfs und Sebastian Kremkow spielen pointenreich und sehr körperlich ihre alten und durch die Zauberblume urplötzlich entflammten neuen Leidenschaften.
Als komödiantisches Highlight gelingen die Handwerkerszenen. Vor allem Sascha Römisch brilliert als wichtigtuerischer Theaterenthusiast, der alle Rollen gleichzeitig spielen und alles ausdiskutieren will. Wie er sich als Pyramus ins Zeug legt und wie Ulrich Kielhorn als Tysbe säuselt und Text leiert, Philip Lemke verlegen und schüchtern die Wand spielt und Peter Rahmani als sanfter Löwe agiert, ist gekonnt und mit Lust gespielter Dilettantismus. Herrlich dem wirklichen Leben abgeschaut sind auch die beiden nervös verhaspelten und sinnverdrehten Prologe von Konstantin Marsch als dem Spielleiter der Theateramateure.
Ein „Sommernachtstraum“ ohne viel Bühnenzauber und Firlefanz, der ganz auf die Ausdrucksstärke und Spielfreude des Ensembles setzt. Und darauf ist in Ingolstadt Verlass.
Foto: Pedro Malinowski