von Heike Haberl
In genialer Symbiose haben die Band Dreiviertelblut und das Georgische Kammerorchester am vergangenen Samstag die Donaubühne gerockt. Die düsteren, schaurig-schönen Lieder wurden schon vor einigen Jahren filmmusikalisch neu arrangiert, für großes Orchester bearbeitet und waren nun im Freilichtkonzert erstmals so in Ingolstadt zu hören.
„Kurios-krude Geschichten über das Leben, den Tod und alles, was dazwischen liegt“ - so beschreibt die Band Dreiviertelblut selbst den Gehalt ihrer Songs. Allein diese ausgefallene Mischung aus Volksmusik, Rock, Jazz, bayerischer Mundart, rabenschwarzem Kolorit und bissigem Humor, für die das Ensemble steht, ist ja schon ein Kapitel für sich. Wenn sich aber dazu dann auch noch symphonische Opulenz gesellt, erreichen solche tiefgründig-düsteren bis hochexplosiven Lieder ganz zusätzliche, neue Dimensionen. Eine einmalige Erfahrung, sowohl für die Künstler als auch für die Zuhörer, die man selbst erlebt haben muss, um sie gänzlich erfassen zu können.
Ursprünglich wurde das Konzept vor einigen Jahren mit den Münchner Symphonikern entwickelt: Filmmusik-Studenten von Bandmitglied Gerd Baumann an der Hochschule für Musik und Theater München haben die Stücke mit enormer Fantasie, beeindruckender Ideenvielfalt und subtilem Gespür für Stimmungsschattierungen neu für großes Orchester arrangiert. Aus jener Erfahrung schöpft Dirigent Olivier Tardy, der bereits damals am Leitungspult der Aufführungen stand. Er navigiert das GKO mit starkem Empfinden für die sinnliche Substanz der Kompositionen.
Im zweiten Teil laufen beide Formationen dann endgültig zur Hochform auf, entfesseln einen gespenstischen, spukhaft anhebenden „Sturm“ voller Urgewalten und Urschreie, spielen in einem irren Parforceritt zum „Deifedanz“ auf, wirbeln wild durch wahrlich teuflische Gefilde. Dabei liefern sich die Musiker von Dreiviertelblut einen regelrechten Schlagabtausch an fulminanten Soli, die einem schier den Atem stocken lassen. Und Frontsänger Sebastian Horn erobert das Auditorium mit seiner markanten, dunklen Stimme, seinem körperlichen und mimischen Aufgehen, seiner überwältigenden Bühnenpräsenz ohnehin immer wieder aufs Neue.
GKO goes symphonic – das Open Air Konzert des Georgischen Kammerorchesters unter Olivier Tardy mit der Band Dreiviertelblut auf der Donaubühne. Ein Abend voll düster-sentimentaler Melancholie, voll bizarrer Morbidität, aber auch voll pulsierender Energie, herrlich komischer Anekdoten und bejahender Lebenskraft. Eine einzigartige Klangfusion, die – womöglich so manchen Erwartungszweifeln zum Trotz – wundervoll miteinander korrespondiert und sich gegenseitig beflügelt. Das bewiesen die begeisterten Standing Ovations des Publikums, welches sich am liebsten noch weitaus mehr als zwei Zugaben erklatscht hätte. Fortsetzung unbedingt erwünscht! Gerne auch wieder mit der fantastischen Stromlos Combo der Kunst- und Kulturbastei Ingolstadt, die als Opening Act in einer gelungenen Mischung aus Jazz Standards, Funk und Pop auf den unvergesslichen Abend einstimmte.