"Der verkaufte Großvater" als Freilicht im Reduit Tilly

"Der verkaufte Großvater" als Freilicht im Reduit Tilly

von Isabella Kreim

Regisseurin Christine Gnann hat szenisch einen originellen Zugriff gefunden, indem sie eher die Commedia dell-Arte Tradition solcher Plots übers Erben und Heiraten aufgreift und die pfiffige Geschichte radikal von den biederen Film- und Komödienstadelversionen der 1950er Jahre befreit.
Keine Bauernstuben mit Kachelofen und Herrgottswinkel also. Ausstatterin Judith Philipp hat schwarze Silageballen, wie sie heute verwendet werden, vor die mächtige Festungsrotunde getürmt, auf denen sich herrlich überraschend, weil immer etwas gefährdet, herumklettern, sitzen, und auch mal abrutschen lässt. Auf dem reichen Bauernhof wird der schwarze Plastiküberzug der Futtermittel vom Bauern selbst mit Spray auf Hochglanz poliert. Das ist ganz lustig.
Und gegen den Volkstheater-Realismus zielt vor allem auch die Cross-Gender-Besetzung, die aber weniger nach dem Prinzip Männer spielen Frauen und umgekehrt, sondern in einer quasi basisdemokratischen Rollenfindung des Ensembles zustande gekommen ist. Jeder spielt das, was ihm am meisten liegt und was er am liebsten spielen möchte.

 Aber obwohl sich das 8-köpfige Ensemble mit viel Energie in seine komödiantisch überzeichneten Rollen stürzt: Der Abend kann kaum zünden, Wortpointen verpuffen, weil sich bis auf Ricarda Seifried als Magd Zenz alle anderen in einem Dialekt abmühen, den sie nicht beherrschen, sondern nur mit unterschiedlichem Erfolg imitieren.

Foto: Jochen Klenk

Kulturkanal am 19.06.2023
    
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