Motettenchor präsentierte Werke von Joseph Rheinberger

Motettenchor präsentierte Werke von Joseph Rheinberger

von Heike Haberl

Ganz ins Licht des klassisch-romantischen Komponisten Joseph Rheinberger hat Eva-Maria Atzerodt das jüngste Konzert ihres Ingolstädter Motettenchors gestellt. Und traf damit die absolut richtige Wahl. Denn wie sich beim überzeugenden Auftritt in der Kirche St. Konrad zeigte, liegt die anrührende, florierende Musik des aus Vaduz stammenden Komponisten – insbesondere wegen seiner weitreichenden Erfahrung im Umgang mit chorischer Stimmbehandlung – den ca. 90 Sängerinnen und Sängern besonders gut in den Kehlen. Die zahlreichen Gelegenheiten zum gesanglichen Glänzen wusste die großbesetzte, hochambitionierte Vokalformation bestens zu nutzen. Rheinbergers Messe in Es-Dur, auch „Cantus Missae“ genannt, darf in mehrerlei Hinsicht als Ausnahme- und Meisterwerk des überwiegend in München wirkenden Professors und Hofkapellmeisters bezeichnet werden: Zum einen handelt es sich um seine einzige Messvertonung in A-cappella-Form, zum anderen ist sie auch noch achtstimmig – also doppelchörig – angelegt. Bis heute wird sie als eine der schönsten reinen Vokalmessen des 19. Jahrhunderts angesehen. Nicht ohne Grund wurde Rheinberger dafür von Papst Leo XIII. mit dem Gregorius-Orden ausgezeichnet.

Ebenso hervorragend disponiert wie der Motettenchor trat dazwischen der ehemalige Leiter der Vokalformation, Felix Glombitza, in Erscheinung. Diesmal als Organist des Abends fungierend, gab er Rheinbergers opulente Orgelsonate Nr. 11 in d-Moll zum Besten. Die Lust und das Geschick, sein Instrument konzertant auftrumpfen zu lassen, waren ihm dabei förmlich anzumerken: Temperamentvoll zupackend präludierte er das einleitende „Agitato“, melancholisch-elegisch gefärbt dagegen, fast schwermütig-düster, erklang die „Cantilena“, das „Intermezzo“ kam beinahe improvisatorisch daher, und bei der „Fugue“ konnte Glombitza nochmals in farbiger Verve - und am Ende klanggewaltig – sämtliche sinfonischen Dimensionen ausspielen. Virtuos-vitale Tastenmusik.

Wirkungsvoll eingerahmt wurde das Programm von zwei geistlichen Gesängen: Rheinbergers „Morgenlied“ interpretierte der Motettenchor mit viel Feingefühl, mit warm phrasierendem Gestus und bewies deutlich, wie sehr er als gesamtes Ensemble gerade auch die leisen Töne, die feinen Empfindungsregungen beherrscht. Den passenden, würdigen Abschluss bildete korrespondierend dazu das „Abendlied“, ein Paradestück vieler Chormitglieder, unglaublich homogen, erfüllend, mit großer Hingabe und seelischer Bewegtheit gesungen. Schöner kann ein kirchliches Konzert wohl kaum ausklingen. Stehende Ovationen und langer, heftiger Beifall im Gotteshaus.

https://www.motettenchor-ingolstadt.de/

 

 

 

Kulturkanal am 04.08.2023
    
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