von Isabella Kreim
Sarkastische Komödien über das Ende der Menschheit haben wohl Konjunktur. Und treiben manchmal auch recht bizarre Blüten, wie derzeit im Studio des Stadttheaters Ingolstadt.
"In Ewigkeit Ameisen" und "Das Ende von llfingen" sind ursprünglich zwei bereits 2007 geschriebene Hörspiele des Autors Wolfram Lotz, die mit dem Ende der Menschheit abstruse Scherze treiben, mit einem finalen Atomschlag der eine und mit dem Jüngsten Gericht der andere.
Und witziger ist zweifelsohne letzteres. Das Jüngste Gericht. Und Peter Rahmani setzt sehr schön die stille Unbeholfenheit und das zaghafte Nachfragen des Hilfsengels Ludwig dagegen.
Die Beiden haben den himmlischen Auftrag, alle Bewohner des Kaffs Iflingen, es sind nur 5 Häuser, mit dem flammenden Schwert ihrer gerechten Strafe zuzuführen. Sündig sind alle. Auch die Ungeborenen. Die werden eben später unweigerlich sündigen. Das Problem ist nur: Sie treffen die Bewohner nicht da an, wo es die himmlische Vorsehung in den Akten vermerkt hat. Originelle Lichtblicke sind die Begegnung der beiden Racheengel mit drei von Teresa Trauth herrlich todernst gespielten Tieren.
Die Persiflage katholischer Apokalypse ist amüsant, von Lisa-Maria Schacher unterhaltsam inszeniert. Aber mehr auch nicht.
Noch mühsamer ist der erste Teil. Wolfram Lotz verknüpft zwei Triggermotive, die eher an die 1970er Jahre erinnern. Die Angst vor dem finalen Atomschlag und einen Alt-Nazi-Professor. Hier ist es ein Ameisenforscher, der in den Ameisen den Nietzscheschen Übermenschen sieht. Obwohl die Menschen nur noch einen Tag überleben werden, will dieser faschistische Forscher Schneling-Göbelitz im Rollstuhl, noch mitten im Dschungel die blaue Ameise finden, nach sich benennen und damit unsterblich werden.
Die Telefonzelle im Urwald, der manngroße Rucksack, den Peter Rahmani als Müller schleppt und Jan Gebauer als Geräuschemacher, der Radiostimme und Telefonzellengeräusche imitiert oder eine Kaffeemühle dreht, um das Klappern des Rollstuhls zu simulieren sind die heiteren Akzente in dieser abstrusen und ziemlich öden Geschichte, so sehr auch Teresa Trauth Forscherhybris und faschistische Ideologie sprachlich und mimisch auf die Spitze treibt und Peter Rahmani durchaus mitleiderregende Momente hat und in abwechslungsreichen Positionen Rollstuhlschieben bis zur Erschöpfung mimt.
Aber der Weg durch den Dschungel und die Probleme der Engel beim Jüngsten Gericht sind dann doch etwas mühsam und wenig erhellend, und so können die Endzeitphantasien von Wolfram Lotz auf der Studiobühne nicht wirklich begeistern.
Foto: Jochen Klenk