von Isabella Kreim
Julia Mayr, die Leiterin des Jungen Theaters Ingolstadt, hat immer dafür plädiert, Kindern auch schwere Themen nicht vorzuenthalten. Jetzt geht es um die Angst vor dem Tod und ein Leben nach dem Tod, das alles andere als himmlisch ist.
Mit einer Bühnenfassung von Astrid Lindgrens „Die Brüder Löwenherz“ ist Julia Mayr gemeinsam mit Dorothee Metz eine atemberaubende Inszenierung gelungen, die äußerst sorgsam mit dem erzählten Schrecken umgeht, gerade weil die Parallelen zu aktuellen Kriegsgeschehen so bedrückend nahe liegen.
Doch diese schwere Geschichte wird mit einer feinen Balance aus spielerischer Leichtigkeit und einer durch Licht und Geräusche emotional packend verstärkten Ernsthaftigkeit auf einer leeren Bühnenschräge und völlig ohne sichtbare Gewalt, aber mit viel kindergerechter Poesie und Bilderwelt erzählt. Mit 4 DarstellerInnen, die sich mit Ausnahme des berührenden Ich-Erzählers von Steven Cloos durchaus witzig mit rasch angeklebtem Spitzbart, mit Hüten oder Masken flugs in Wirt, Soldaten oder Dorfbewohner verwandeln.
Ein 9jähriger behinderter Junge, Carl Löwe, erzählt aus der Erinnerung - und daher kann das Steven Cloos wunderbar heiter beginnen - wie er erfahren hat, dass er bald sterben muss. Sein älterer Bruder Jonathan tröstet ihn mit der Aussicht auf das Land Nangijala , in dem sie sich wieder treffen werden. Und Jonathan verunglückt und ist sogar eher dort. Doch dieses Land erweist sich als von einem feindlichen Nachbarland bedroht. Im Heckenrosenland herrscht ein Tyrann mit einer weiblichen Bestie. Und sie haben eine Geisel, die sie in unterirdischen Gängen gefangen halten. Jonathan, der Mutige, will helfen, die Geisel, den Widerstandskämpfer zu befreien. Und Krümel, der Ängstliche, folgt ihm auf eigene Faust.
Die Regisseurinnen Julia Mayr und Dorothee Metz verstehen es, Bilder ganz aus dem spielerischen Erzählen der Geschichte zu schaffen, so konkret wie die Menschen auf der Bühne, die alles, auch die unheimlichen Geräusche sichtbar selbst erzeugen, und so abstrakt, dass das Bedrohliche, der Kampf und die Tötung der „Bösen“, unsichtbar bleiben. Sichtbar werden etwa zauberhaft flatternde Papier-Tauben, diese Symbole für Frieden und Freiheit, oder mit den Darstellern sehr lustig galoppierende Handpuppen-Pferde, eine rührende Großvaterfigur, eine von Mirjam Schollmeyer auch fast wie ein Bauredner gesprochene und geführte Puppe.
Und Steven Cloos und Benjamin Dami sind zwei Brüder, die wunderbar liebevoll und auch lustig miteinander umgehen.
Foto: Jochen Klenk