von Isabella Kreim
Eine Ansichtskarte von Ingolstadt. Wer hat denn noch so etwas auf dem Küchenregal stehen? Und gar eine Kuckucksuhr? Und auch das Küchenradio scheint noch nicht digital zu sein. Aber das war’s dann auch schon an altmodischem Ambiente in diesem Wintermärchen.
Das sog. Weihnachtsmärchen, auch das Kindermusical "Der Lebkuchenmann" von David Wood aus dem Jahr 1976 hat ja meist mit Nostalgie zu tun, mit Kinderträumen eher aus dem Stimmungsbereich von Schneeflocken und Kerzenlicht als der Discokugel.
Das Stadttheater Ingolstadt nennt dieses Familientheaterevent im Großen Haus zum Jahresende schon mal nicht mehr Weihnachts- sondern Wintermärchen. Und Regisseur Ekat Cordes, hat den Märchenzauber weitgehend weggepustet und eine fulminante Bühnenshow mit rasanten, aber spielerisch vergnüglichen Choreographien von Sean Stephans hingelegt. Comicbunt, temporeich und energiegeladen. Da wird getanzt und gesungen, was das Zeug hält. Und selbst Schleck, die Maus, zunächst als Horror-Maus mit Grusel-Effekt eingeführt, oder der mit einem unscheinbaren graubraunen Lappen behängte alte Teebeutel performen schließlich in eleganten Glitzerkleidchen.
Restspuren von Märchenzauber gibt es: Die Zuckerwürfel haben Augen, einer kann sich sogar magisch um die eigene Achse drehen, und sie seufzen zart „Aua“, wenn der Lebkuchenmann sie als Leiter ins obere Regal benutzt...
"Der Lebkuchenmann", textlich und musikalisch zeitgemäß aufgepeppt, ist eine fulminante Show als Wintermärchen, zugeschnitten auf die Medienvertrauten Kids von Heute und weniger auf ihre Theatermärchen-Nostalgiker-Großeltern.
Foto: Ludwig Olah