von Isabella Kreim
Bewundernswert intensiv ist dieser 3stündige Theaterabend. Aber boulevardeske Elemente lösen auch für das Publikum die Anspannung dieses destruktiven Beziehungskampfs immer wieder in wohltuende Komik auf. Zumindest im 1. Akt - bis das Zerstörungs- und Selbstzerfleischungswerk dieser beiden Ehepaare immer mehr eskaliert und am Schluss eine große Traurigkeit und Verlorenheit bleibt.
Mona Sabaschus hat Edward Albees Ehehöllenklassiker aus den 1960er Jahren „Wer hat Angst vor Virginia Woolf“ mit einem glänzenden Schauspieler-Quartett im Kleinen Haus des Stadttheaters Ingolstadt inszeniert.
Alles in Pink! Üppige geraffte Rüschenvorhänge, die rosa Bar und das rosa Sofa, selbst die Grünplfanze und das Gemälde an der Wand sind Ton- in Ton roséfarben. Ausstatterin Janin Lang hat nichts ausgelassen, um die Handlung in den Sixties zu verankern und gleichzeitig eine ironische Distanz dazu aufzubauen. Aber das Bühnenbild kann noch mehr als an Barbie-Puppen-Heim denken lassen. Der schöne Schein, die Illusion vom perfekten american way of life in wohlgesetzten Akademikerkreisen zerbricht, die Vorhänge sind heruntergerissen, die Kulissenwände auseinandergebrochen und als Theaterstellwände enttarnt.
Wie in einer Kampfarena umkreisen und belauern sich Martha und George in immer neuen Positionen, um dann wieder intimen Augenkontakt zu erzwingen. Welche Infamie plant der andere als nächstes? Welche Schwachstellen und Wunden sind nun wieder dran? Mona Sabaschus gelingt ein gewaltiger Spannungsbogen über fast 3 Stunden Spieldauer, und sie fühlt den Personen in jeder Sekunde auf den Zahn.
Und diese Inszenierung bricht das Konversationsstück im Bühnenbild und mit Musik von Jasmin Kruezi und Johannes Mittl zu einer surrealen Bildern und Atmosphären auf , sodass die individuellen Beziehungskonflikte auch zur Metapher für gesellschaftliche Lügengebilde und Spaltungen werden.
Foto: Ludwig Olah