von Isabella Kreim
Edith Piaf und Marlene Dietrich auf der Bühne des Stadttheaters Ingolstadt in der Gastspiel-Produktion „Spatz und Engel“ vom Stadttheater Brünn. Es gibt noch Karten. Und es lohnt sich. Allein die beiden Hauptdarstellerinnen sind gesanglich und auch darstellerisch – in perfektem Deutsch - ausgezeichnet.
Ob sich der Spatz von Paris, die große Chansonsängerin Edith Piaf und der blonde Engel, die umschwärmte Filmschauspielerin Marlene Dietrich aus dem Film „Der blaue Engel“ wirklich auf einer Damentoilette 1947 in New York kennengelernt haben, ist vielleicht wirklich nur gut erfunden von den Autoren Daniel Große Boymann und Thomas Kahry. Aber es ist eine wunderbar pointierte Szene. Piaf heult, weil die Amerikaner ihre Chansons nicht verstehen und hält die Dame, die ihr nicht nur Toilettenpapier und schließlich ihr Satintaschentuch reicht, sondern auch Ratschläge für einen größeren Erfolg beim amerikanischen Publikum erteilt, für eine Clofrau.
Es ist der beginn einer langen Freundschaft und wohl auch einer Liebesbeziehung zwischen der besten Sängerin und der schönsten Schauspielerin ihrer Zeit wie sie sich selbst amusiert bezeichnen.
In einer gelungenen Mischung aus Spielszenen und den Songs der Dietrich und der Piaf, durchaus auch mal im Duett , wird vor allem über das tragische Leben von Edith Piaf erzählt , das von Marlene Dietrich mal liebevoll, mal streng und auch nach einem Bruch, wieder fürsorglich begleitet wird.
Eine delikat spielende Liveband intoniert die bekannten Chansons wie „Sag mir wo die Blumen sind“ von Marlene Dietrich oder „La vie en rose“ und natürlich „Je ne regrette rien“ von Edith Piaf.
Die in Berlin lebende niederländische Sängerin und Schauspielerin Heleen Joor ist Edith Piaf. Und singt mit der dunklen, kraftvollen Stimme herzerweichend. Und sie hat sich auch die sparsamen, aber dann dramatischen Gesten der Piaf, ihre Burschikosität und selbst ihren, durch die Unfallfolgen merkwürdigen Gang, wunderbar angeeignet. Und die Schweizer Sängerin und Schauspielerin Sylvia Heckendorn als Marlene Dietrich, die in anderen Produktionen auch schon die Piaf gesungen und dargestellt hat, Singt großartig und kontrastiert als kühle androgyne Schönheit.
Diese beiden Frauen, die Chansons von Edith Piaf und Marlene Dietrich und natürlich die tragische Lebensgeschichte des Spatzes von Paris machen dieses Gastspiel von „Spatz und Engel“ vom Stadttheater Brünn sehr hörens- und sehenswert. Noch heute u 19.30 Uhr und morgen um 19 Uhr im Stadttheater Ingolstadt.
Foto: Tino Kratochvil