von Isabella Kreim
Ein ungewöhnliches Bühnenbild hat Ausstatterin Katrin Busching für diesen Schauplatz eines Landguts im zaristischen Russland, an dem die berühmte Schauspielerin Irina Arkadina mit ihrem Liebhaber, dem Erfolgsautor Boris Trigorin ihre Sommerferien verbringt, ins Zentrum gestellt.
Es ist eine Bühne auf der Bühne. Ein schräges Karussell mit Treppen, das auch eine Bühnenarena mit Extra-Podium oder Versenkung in der Mitte sein kann und viele Spielmöglichkeiten und einen Abend mit großräumige Bewegungen anstelle von Tischgesprächen eröffnet. Sie rennen die Rundung der Treppe hinauf und herunter, bleiben zwischen den Stufen liegen, lassen sich in diesem Karussell drehen, ohne von der Stelle zu kommen. Denn es sind lauter unglücklich Verliebte und mit ihrem Leben Unzufriedene, die junge Generation zunächst noch in der Hoffnung auf einen Wendepunkt in der Liebe und mit ihrem Kunstschaffen.
In Eva Lemaires Inszenierung von Anton Tschechows „Die Möve“ wird nicht nur diskutiert über etablierte und zeitgemäße Formen von Theater und Literatur, hier fließen Kunstambition und Liebes-Unglück in hoch emotionalen und manchmal auch ein bisschen komischen Aktionen ineinander. um die Träume vom Erfolg in der Kunst und in der Liebe und das Scheitern und die Abstürze auf beiden Ebenen sichtbar zu machen.
Die Niederländische Regisseurin, die ein eigenes freies Theater in Rotterdam leitet, und zum ersten Mal in Ingolstadt inszeniert hat, überzeugt aber auch durch die Subtilität, mit der sie ein Ensemble aus brüchigen Figuren erlebbar macht, unglücklich verliebt, unglücklich trotz äußeren Erfolgs, unglücklich weil sie sich im falschen Leben fühlen.
Starke Bilder, lebendige Gruppenarrangements und Spots auf intime Szenen ergeben den abwechslungsreichen Bogen dieser Aufführung.
Außerdem wird ausgiebig gesungen. Dabei kommen die Figuren zur äußeren Ruhe. Über die Song-Playbacks des niederländischen Musikers Bart Sietsema , bekommt auch die Melancholie, die unter allen Tschechowschen Lebenssituationen liegt, einen Raum.