KZ-Ãœberlebende Sinti traten in Lesung "Aus dem Schatten"

KZ-Ãœberlebende Sinti traten in Lesung "Aus dem Schatten"

von Isabella Kreim

Es war eine sehr ergreifende und ungewöhnliche szenische Lesung mit Musik auf der Werkstattbühne des Stadttheaters Ingolstadt.  Sie hieß „Aus dem Schatten“. Denn zu Wort kamen Aussagen von KZ-Überlebenden  und von deren Angehörigen, der Enkel-Generation. Und zwar von der Opfergruppe der Sinti und Roma. 

Es hat lange gedauert, bis wir wahrgenommen haben, dass auch in Ingolstadt Überlebende der NS-Verfolgung und der Vernichtungslager leben, und zwar Sinti.  In der Ausstellung „Unsere Menschen. Sinti und Roma in Ingolstadt. Vor, während und ach der NS-Verfolgung“ im Zentrum für Stadtgeschichte hat Agnes Krumwiede die Schicksale dieser Familien recherchiert und dargestellt.
In der Lesung „Aus dem Schatten“ wurde an  7 Familienschicksale von Sinti und Roma mit Ingolstadt-Bezug erinnert. An Verfolgung, Inhaftierung und KZ. Aber auch die Anfeindungen nach dem Krieg und  die Frage nach der späten und geringen Entschädigung  kam zur Sprache.
Und die Motivation, an den Hunger, die Misshandlungen und schließlich die Vergasung von Familienmitgliedern  in Auschwitz zu erinnern, ist für die Überlebenden, die Sorge um die Gegenwart und Zukunft

Agnes Krumwiede hat für diese Lesung  ein wunderbares Format gefunden, das mit authentischen Texten  dokumentarisch war, die Angehörigen der Opfer einbezog und gleichzeitig einen künstlerisch professionell gestalteten Theaterabend bieten konnte.  Olivia Wendt und Michael Amelung vom Jungen Theater lasen Texte aus Interviews mit Überlebenden, es kamen aber auch Angehörige von NS-Opfern selbst zu Wort. Und Agnes Krumwiede, Stadträtin und ausbildete Konzertpianistin setzte sich selbst ans Klavier in der Werkstattbühne, um zwischen den zum Teil heftigen Schilderungen etwa aus dem KZ -Auschwitz Musik von einem fast vergessenen jüdischen Komponisten mit Bezug zu Bayern  zu spielen, der als Komponist von Chansons von  Edith Piaf und Yves Montand und  von Filmmusik für Billy Wilder oder Max ophüls und nach dem Krieg u.a.  von Jaques Tati  erfolgreich war, Norbert Glanzberg. Er hatte am Konservatorium in Würzburg studiert, dirigierte in Aachen und Berlin, bevor er wegen seiner jüdischen Abstimmung nach der Machtergreifung nach Paris geflohen ist. 

 

Kulturkanal am 29.03.2024
    
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