von Heike Haberl
Mit Kurzkonzerten und Kulinarik verwöhnte die Landpartie ihr Publikum zum 10jährigen Jubiläum des Musikfest Eichstätt. Und bot damit ein Veranstaltungsformat, das es bei diesem Festival für Alte Musik noch nie zu erleben gab. Das Ensemble Armonico Tributo Austria verzauberte auf dem idyllischen Froschauer Hof in Burgsalach die Zuhörerschaft mit Werken von Tobias Hume, Henry Purcell, Marin Marais, Isabella Leonarda, Barbara Strozzi, Tarquinio Merula, Antonio Valente und Claudio Monteverdi. Und in den ausgiebigen Pausen wurden bei herrlichem Wetter im weitläufigen Garten leckere Kuchen, süße Köstlichkeiten und auch herzhafte Delikatessen gereicht. Die Gastgeber waren Christian und Cordula Klenk, dem Musikfest von Anfang an verbunden, die ihr stattliches Bauernhaus vor einigen Jahren erworben haben.
Der erste Konzertblock startete gewissermaßen mit Wirtshausmusik, Musik aus der Gaststätte, wie sie im 17. Jhdt. in England improvisiert wurde: Paul's Steeple, also Musik über einen gleichbleibenden Bass. Die aufgeschriebenen Improvisationen aus John Playfords „The division violin“ nahm das Ensemble Armonico Tributo Austria als Grundlage für seine eigene Improvisation. Entsprechend folgten darauf drei Kompositionen von Captain Tobias Hume – ein vermutlich sehr streitbarer Zeitgenosse, ein Kapitän zur See in der Zeit von Königin Elisabeth I., dessen Lieblingsinstrument die Gambe war und der von sich behauptete, dass das Gambenspiel die einzige kleine weibliche Seite an ihm sei. Zuerst erneut eine Improvisation, dann ein Lamento auf einen im Krieg gefallenen Freund, und eine nicht ganz ernst gemeinte Paraphrase auf die Vorzüge des Tabakrauchens, das damals in Mode kam und das er humoristisch mit den Vorzügen der Liebe verglich.
Nicht fehlen durften auch zwei Stücke des sogenannten Orpheus britannicus Henry Purcell: Here the deities approve, ein Werk über einen sehr schönen Ground, ein immer wieder kehrendes Bassmotiv, ein basso ostinato. An diesem Prinzip orientiert sich auch die besinnliche evening hymn.
Ganz anders der zweite Teil, der am Hof Ludwigs des XIV. in Versailles begann, eines großen Liebhabers und Verteidigers der Gambe, die er durchaus auch noch nachts vor dem Einschlafen hören wollte. Zum Schlafen waren die ausgewählten fünf volkstümlichen, ländlichen bzw. tänzerischen Charakterstücke, die bisweilen an Hirtenmusik erinnerten, geschrieben vom „Engel der Gambe“ Marin Marais, aber sicherlich nicht gedacht. Als wirkliche Programmmusik kam seine „Feste champetre“ daher – ein musikalisches Dorffest, das sich ekstatisch steigert und im absoluten Gewitterchaos versinkt - im kleinen Rahmen vielleicht ein wenig vergleichbar mit Vivaldis Jahreszeiten. Und sogar das Läutwerk der Kirche Sainte Genevieve Du Mont de Paris wurde im letzten Werk dieses Abschnitts meisterhaft nachgeahmt. Ein wahrer Klangteppich mit vielen Obertönen.
Mit Isabella Leonarda und Barbara Strozzi nahm das Ensemble Armonico Tributo Austria zwei Komponistinnen des 17. Jahrhunderts ins Programm auf – und zeigte, dass beide ihren männlichen Kollegen in nichts nachstanden, was Qualität und Schönheit der Musik betrifft. Barbara Strozzis „Eraclito amoroso“, „Der verliebte Heraklit“, empfindet das Prinzip „Pantha rei“ - alles fließt – des griechischen Philosophen musikalisch nach. Ein weiteres entzückendes Liebeslied, in dem anschaulich die Schönheit der Angebeteten beschrieben wird, stammte von Tarquinio Merula. Noch heute wird dieses Lied übrigens in Sardinien als Kinderlied gesungen. Eigentlich nur als Cembalostück erhalten ist die Gagliarda napolitana von Antonio Valente. Für sein Ensemble verwandelte es Lorenz Duftschmid in einen Instrumentalsatz. Krönend abgerundet wurde der Auftritt durch Claudio Monteverdis Hymne an den Frühling „Zefiro torna“. Wie lieblich und milde der Hauch der wiederkehrenden Frühlingswinde zurückkehrt, war hier in einer hervorragend gelaunten Ciaccona zu hören.
Der wunderbar lebensfreudige, abwechslungsreich heitere Auftritt bei der Landpartie mit seinem Ensemble Armonico Tributo Austria in familiärer Atmosphäre am Froschauer Hof in Burgsalach zum 10jährigen Jubiläum des reizvollen und erlesenen Alte-Musik-Festivals wird am 30, Mai um 20.05 Uhr auf BR Klassik ausgestrahlt.
Foto: Christian Klenk