von Isabella Kreim
Ein Highlight der Bayerischen Theatertage fand gleich am Tag nach der offiziellen Eröffnung mit der ebenfalls sehr sehenswerten Ingolstädter Produktion „Haus ohne Ruhe“ statt: Die Münchner Theaterakademie August Everding zeigte im Kleinen Haus mit ebenso tänzerisch wie darstellerisch versierten Studierenden das hinreißende Bewegungsprojekt „Wir im Finale“.
Der Text von Marc Becker gibt auf herrlich unterschwellige, aber dennoch eindeutige Weise die Parallelen zwischen Mannschaft und Gesellschaft, Fußball und Krieg vor. Die Motivation für die Kampfbereitschaft und den Teamgeist, die Notwendigkeit in der gegnerischen Mannschaft ein Feindbild zu sehen, die Euphorie auf den erhofften Sieg und die Dramatik, wenn eine Niederlage droht, hat Regisseurin und Choreographin Katja Wachter in einer einfallsreichen, witzigen, auch oft den Text konterkarierenden Weise umgesetzt. Die Darstellenden sind in ständiger, exakt choreographierter Bewegung, solistisch und als Gruppe, im späteren Spielverlauf auch überraschend auf Skateboards, nicht nur wenn sie - konsequent ohne Ball - Fußball spielen, sondern auch auf der Spielerbank, in Momenten der Depression, während des Fernsehreportertons oder in einem hinreißenden Pas de deux des Elfmeterschützen mit dem gegnerischen Torwart Auge in Auge. Dann fliegt ein Skateboard als Ball in Zeitlupe, von den spielenden geführt..
Das Wichtigste im Fußball, der Ball, wird imaginiert. So wie das ganze Fußballmetier eine Parabel auf die Gesellschaft imaginiert.
Katja Wachter hat in ihrer ganz eigenen Verzahnung von Text und Bewegung, wie man es auch bei ihrer Inszenierung von „Das kalte Herz“ am Stadttheater Ingolstadt bestaunen konnte, einen hohen spielerischen Witz entwickelt, der oft als Kommentar zum Text zu sehen ist.
Ein Gespräch mit Katja Wachter.
Foto: Lioba Schöneck