von Isabella Kreim
Ein besonderes Projekt während der 39. Bayerischen Theatertage in Ingolstadt hat das Stadttheater Ingolstadt angeregt. In der Stadt der Marieluise Fleißer sollten Studierende der Münchner Theaterakademie und des Studiengangs Szenisches Schreiben der Universität der Künste Berlin 50 Jahre nach dem Tod der Fleißer und ihrer Wiederentdeckung durch ihre literarischen Söhne Kroetz, Fassbinder und Martin Sperr erkunden, welche Themen und Formen heute an einem Volksstück interessieren könnten.
3 Gruppen hatten dazu unterschiedliche Ebenen des Foyers und Treppenhauses des Stadttheaters mit 3 unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten bespielt. Es ging um Autos, um eine Neuerfindung der Frauenfiguren aus Fleißers Theaterstück „Pioniere in Ingolstadt“ und um den Bezug von IngolstädterInnen zu Volksliedern und Dialekt.
Wirklich großartig war die Szene „Alles über Autos“. Die beiden Autorinnen Sunan Gu und Louisa Sausner und Dramaturgin Antonia Grahmann haben einen vielschichtigen, poetischen und ein wenig surrealen Text über die Geschichte eines Autos geschrieben, der von Clara Walla und Max Faatz, mit Live-Sounds von Maximilian Lindinger unterlegt auf einem einfachen Podest einfallsreich körperlich performt wurde. Angeregt durch Interviews mit Audi-MitarbeiterInnen und eine Werkbesichtigung erzählen sie zunächst von einer Kleinfamilie, für die die monotone Arbeit am Band den Traum von Reihenhaus, Kind und dem Auto als Statussymbol für das Familienglück zu erfüllen hilft. In einer zweiten Stufe spricht das Auto. Es wird der nächsten Generation geschenkt, für die es aber an Wert verloren hat. Man fährt lieber Fahrrad und demonstriert für mehr Umweltschutz. Das Auto landet schließlich in Montenegro. Dort erlebt der Traum von einer Arbeit in der Automobilfabrik und dem Auto als Symbol für Wohlstand und sozialen Aufstieg eine Renaissance in der Intensität von Wahnvorstellungen Wir haben mit dem Team gesprochen.