von Isabella Kreim
Das Staatstheater Nürnberg kam mit einem Kammerspiel, einer Dramatisierung des Romans „Jahre mit Martha“ von Martin Kordic zu den Bayerischen Theatertagen ins KH nach Ingolstadt.
Der Stoff würde sich auch gut für Jugendtheater eignen. Denn es geht ums Erwachsenwerden eines kroatisch-bosnischen Jungen in Deutschland . Ums dazu gehören - zur Mehrheitsgesellschaft.
Regisseurin Julia Hölscher hat das Erzähltheater mit 3 Darstellern und 5 Kindern, mit einem Breakdance dazwischen und vielen körperbetonten Aktionen der Darsteller auf die Bühne gebracht, die hier ein schmales hohes mit einem weißen Tuch bedecktes Podest ist: eine Barriere zwischen sozialen Klassen, aber auch Schwimmbadrand, Opernloge, Badesee...
Dazu gehören. Das bedeutet für die Mutter für den Geburtstag statt ihre köstlichen kroatischen Kuchen zu backen, aus dem Supermarkt-Tiefkühlregal eine Schwarzwälderkirschtorte zu kaufen und für den Vater schließlich, sich den Schnurrbart abzurasieren und die Deutschlandfahne zu hissen.
Der 15jähriger bildungshungrige Sohn, Zeljko Drazenko Kovacevic, genannt Jimmy, aber will den sozialen Aufstieg über Abitur und Studium schaffen. Und so liest er mit 15 Kleist und büffelt Fremdwörter.
Die reiche Professorin, bei der seine Mutter putzt, Martha, wird seine Mentorin, ihre Bibliothek ist für ihn die Tür zur Integration. Sie nimmt ihn in die Oper mit, eine Liebesbeziehung, wenn auch immer wieder auf Distanz, entsteht. Später, an der Münchner Uni, nimmt ihn ein Professor unter seine Fittiche, wohl mit amourösen Absichten, und lässt ihn kurz vor der Prüfung im Stich.
Doch als er es geschafft hat, ist er unzufrieden und frustriert. Er hat das Gefühl nirgendwo dazuzugehören und sucht wieder Anschluss an seine kroatisch-bosnischen Wurzeln.