von Isabella Kreim
Was Theater kann. Zaubern, Unterhalten, eine eigene Vorstellungswelt erschaffen mit Luftgeistern, merkwürdigen Mischwesen, einem Schiffbruch auf der Bühne, Magie und Musik auf einer fast unbewohnten Insel, Amüsement über trinkfreudige Clowns, Staunen über phantasievolle Bilder - Und dennoch werden die Probleme der Realität, Machtkämpfe und Mordanschläge, Rachsucht und Liebe, Abhängigkeiten und die Utopie einer besseren Gesellschaft thematisiert.
Das konnte Shakespeare, vor allem in seinem Spätwerk, in dem alle Grenzen zum Absurden, Surrealen, Grotesken aufgestoßen werden, um die Grundfragen von Politik und menschlichen Beziehungen zu stellen. Und das beinhaltet das Glück, wenn sich drei Saufkumpane finden genauso wie den politischen Coup, durch Heirat das Königreich des Widersachers zu beerben und die Intriganten zu bekehren.
Mit seiner Abschiedsinszenierung „Dreamtime2“ nach Shakespeares Spätwerk „Der Sturm“ mit den Songs von Martyn Jacques von den Tiger Lillies feiert der scheidende Intendant Knut Weber im Freilicht im Turm Baur die Kraft und den Zauber des Theaters. Mit einem wunderbaren Team für Ausstattung, Licht, Videoprojektionen und der offenbar für alle Szenen hilfreichen choreographischen Unterstützung ovn David Williams wurde mit leichter Hand und im übrigen in nur 3 Probenwochen ein wunderbares Theatermärchen gezaubert, das in weniger als 2 Stunden eine hochpolitische Geschichte erzählt.
„Wir sind vom Stoff, aus dem die Träume sind“ sagt Prospero nach dem vermeintlichen Happyend über sich und die Phantasiegestalten, die mit ihm auf der Bühne sind und in diesem Moment zu einem Tableaux eingefroren, entschlafen scheinen.
Die Nähe zwischen Theater und Traum ist das Leitbild dieser Inszenierung. Das Happy End ist hier eine mit Fragezeichen gesprochene Vergebung und statt einer Heirat erstmal eine fröhliche Party. Jubel und Mitklatschen beim Finale - und dann als nachdenklicher Schluss Donovans „Atlantis“-Song als Zugabe. Alles vergeht...und wird bestenfalls zur legendären kollektiven Erinnerung. Das Leben, Inszenierungen, Intendanzen….
Foto: Jochen Klenk