Philipp Cyprian präsentierte seinen "Zwischenfall"

Philipp Cyprian präsentierte seinen "Zwischenfall"

von Heike Haberl

Zum elften Mal wurde heuer von der Stadt Pfaffenhofen das Lutz-Stipendium vergeben. Jedes Jahr schreiben junge Schriftstellerinnen oder Schriftsteller – angelehnt an den bekannten Roman von Joseph Maria Lutz – ihren eigenen „Zwischenfall“. Zudem können sie sich während ihres dreimonatigen Aufenthalts im Flaschlturm auch weiteren literarischen Werken widmen. Ideengeber und Initiator zu diesem Preis war der Autor und Pfaffenhofens früherer Kulturreferent Steffen Kopetzky.

Ende Juli hat nun der diesjährige Lutz-Stipendiat Philipp Cyprian seinen „Zwischenfall“ im Rahmen des Pfaffenhofener Kultursommers vorgestellt. Rund 60 Gäste waren in den Festsaal des Rathauses gekommen, um seine Außenansicht über Pfaffenhofen zu hören.

Seine ausgeprägte Fähigkeit zum Beobachten beschrieb der Leiter der Lutz-Jury Steffen Kopetzky als den Grund dafür, dass die Wahl auf Philipp Cyprian gefallen ist. Mit seinem Text „Die Unterfläche“ hatte er den Jury-Mitgliedern bereits im Januar zeitlose erzählende Literatur präsentiert und war schließlich aus ca. 70 Bewerbungen für das Lutz-Stipendium ausgewählt worden.

Der von Philipp Cyprian eingereichte Text „Die Unterfläche“ erzählt von einem im wahrsten Sinne des Wortes orientierungslosen jungen Mann, der ohne technische Hilfsmittel an einem willkürlichen Punkt einer namenlosen Stadt ausgesetzt wird und den Weg zurück in seine Wohnung finden soll. Die durch den Autor gefundene Beschreibung dieser Situation zeugt von großem Detailreichtum. Es gelingt Cyprian, die Beklemmung und das Unwohlsein seines Protagonisten förmlich miterlebbar zu machen. In „Die Unterfläche“ – das Wort ist übrigens eine Neuerfindung von Philipp Cyprian, also gewissermaßen ein Neologismus – geht es insbesondere um Topographie. Die Form der Stadtbeschreibung, das topographische Interesse, das Interesse an Wegen, an Detailschilderungen ist außergewöhnlich. Und das Thema „Verirren“ hat, wie Philipp Cyprian verrät, bei ihm durchaus auch autobiografische Hintergründe.

Philipp Cyprians „Zwischenfall“ dagegen handelt von zwei ehemaligen Flugbegleiterinnen, die sich in einer Kleinstadt niedergelassen haben und dort ein neues Geschäftsmodell etablieren: Über die von ihnen gegründete Firma ist es möglich, einen Brief aus jedem Winkel der Welt zu versenden. Cyprian verknüpft seine persönlichen Erlebnisse in Pfaffenhofen, wie beispielsweise den Besuch in einer Bäckerei oder die Stechmücken am Gerolsbach, geschickt mit fiktionalen Elementen. Philipp Cyprians Zwischenfall-Text zeigt, dass Pfaffenhofen auch nur eine Stadt auf dem Planeten ist. Und tatsächlich leben viele Mitarbeiter von Fluggesellschaften oder Mitarbeiter des Flughafens hier. Wie nebenbei thematisiert Philipp Cyprian diese mobile Gesellschaft in Pfaffenhofen.

Am Montag nach seiner Abschlusslesung ist Lutz-Stipendiat Philipp Cyprian aus seiner „Schreibstube“, dem Pfaffenhofener Flaschlturm, in dem er drei Monate des kreativen Schreibens verbracht hatte, ausgezogen. Das Auswahlverfahren für das Lutz-Stipendium 2025 läuft bereits. Wer das Stipendium im nächsten Jahr erhält, entscheidet sich voraussichtlich im Januar. Währenddessen ist Buchhändler und Jurymitglied Simion Stadler übrigens gerade dabei, die ersten zehn „Zwischenfälle“ zur Veröffentlichung aufzubereiten.

Foto: Stadtverwaltung Pfaffenhofen

 

Kulturkanal am 11.08.2024
    
Ihnen gefällt dieser Beitrag?
Dann unterstützen Sie doch
den Kulturkanal!

zurück | Startseite | Macher | Unterstützer | Links | RSS-Feed | Kontakt | Impressum | Datenschutzerklärung
Akzeptieren

Diese Website verwendet Cookies. Durch die Nutzung dieser Webseite erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies gesetzt werden.