von Isabella Kreim
Der Titel klingt sehr passend für die erste Premiere der neuen Spielzeit unter einer neuen Leitungsära, der Intendanz von Oliver Brunner. Ingolstadts neue Oberspielleiterin Mirja Biel hat „Opening Night“ als reizvoll multiperspektivisches Spiel über das Making-Of einer Theaterproduktion inszeniert. Das Thema, die gefühlte Altersdiskriminierung einer Schauspielerin, geriet dabei allerdings eher zweitrangig.
„Opening Night“ ist die Adaption eines Films von John Cassavetes aus dem Jahr 1977. Und mit diesem Stoff lässt sich der Theaterbetrieb mit einem Blick hinter die Kulissen auf die Bühne bringen. Theater auf dem Theater also. Bühnenarbeiter des Stadttheaters und Schauspieler des Stadttheaters, die Inspizient oder Requisiteur spielen, stehen miteinander auf der Bühne. Richard Putzinger spielt den Regisseur, Peter Reisser den Produzenten des Theaterstücks „Die zweite Frau“, das geprobt und in Previews in der Provinz vor der entscheidenden Premiere in New York getestet wird.
Private Querelen, Rollentext und Improvisation der Schauspieler auf der Probe gehen manchmal fast ununterscheidbar ineinander über.
Das Faszinierende an dieser Inszenierung von „Opening Night“ ist, dass die Zuschauer immer gleichzeitig den Backstage-Blick und die Guckkastenperspektive der Zuschauer von „Die zweite Frau“ haben. . Im ersten Teil sitzt auch Ingolstädter Publikum den Parkettzuschauern gegenüber auf der Hinterbühne, der Zuschauerraum des Hämerbaus setzt sich als Rückwand fort....
Ausstatter Matthias Nebel hat dafür ein raffiniertes Bühnenbild geschaffen, einen Irrgarten zwischen den beiden fiktionalen Ebenen, der auch hoch kompliziert bespielt wird. ....
Wie Mirja Biel mit den unterschiedlichen Theaterebenen spielt und dabei eine komplex funktionierende Abstimmung aller Theatermittel aufbietet, mit ebenso erschreckenden wie schönen Bildern, immer multiperspektivisch, ist formal eindrucksvoll und weckt hohe Aufmerksamkeit. Den Bühnenumbauten zuzusehen, ist dann schon weniger aufregend.
Aber worum geht es eigentlich über dieses Spiel mit dem Theater hinaus? Um Altersdiskriminierung von Frauen. Und da wird es dann doch etwas dünn. Obwohl Mirja Biel in einer eigenen Bearbeitung versucht hat, die Vorlage etwas zu schärfen. Aber nicht genug.
Es sind die Feminismus-Ansätze der 70er Jahre, die aus heutiger Sicht von Jugendkult, Influencerinnen-Selbstoptimierung und vor allem nach den Erkenntnissen der Metoo-Debatte doch sehr an der Oberfläche kratzen. ....
Und was kommt, wenn ein Dilemma nicht lösbar erscheint? Die Farce. Hier die Klamotte. "Der reinste Wahnsinn". ....
Foto: Hannes Rohrer