Grandios: Premierenkritik "Istanbul" im KH

Grandios: Premierenkritik "Istanbul" im KH

von Isabella Kreim

Der Jubel wollte nicht enden bei der Premiere von „Istanbul“  letzten Freitag im Kleinen Haus des Stadttheaters Ingolstadt.  Regisseurin Asli Kislal ist ein  großartiger, berührender und in vieler Hinsicht integrativer Theaterabend gelungen.
Und dieser Abend zeigt, was Theater kann: Ein Gedankenspiel, einen Perspektivenwechsel auf höchst sinnliche, emotionale, empathische und auch gedanklich anregende Weise erlebbar machen.
Das Gedankenspiel: Was wäre, wenn in den 1960er Jahren nicht Hunderttausende Gastarbeiter aus der Türkei nach Deutschland gekommen wären. Sondern umgekehrt. Wenn Deutsche das Wirtschaftswunder der Türkei aufgebaut hätten. Deutsche wie ein Klaus Gruber aus Ingolstadt.
Der Perspektivewechsel schafft eine ganz eigene Art von Identifikation und Verfremdung, sowohl für ein deutsches wie ein türkisches Publikum. Und bei  allem Mitgefühl für ein nicht sonderlich rosiges Leben, auch für komische Seiten.

Eigentlich ist die Geschichte ganz einfach. Aber da, wo vielleicht eine Klischeefalle lauern könnte, erleben wir die Subtilität des Unspektakulären. Für die großen Emotionen sorgt die Musik von Sezen Aksu.

Mehr kann einen Theater nicht mitnehmen zu Menschen und Geschichten. Barrierefrei und mit höchster Kunstfertigkeit. Rundum beglückend. In den Proben waren auch viele türkische Ingolstädter und Ingolstädterinnen. Hier können sie andocken. Und  eine Erfahrung dieses Abends könnte sein. Migrantenschicksale sind nicht die Leben der anderen.  Es ist unsere gemeinsame Geschichte. Dies hat diese Aufführung mitreißend erlebbar gemacht.

Kulturkanal am 14.10.2024
    
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