von Isabella Kreim
Die Gauthier Dance Company vom Theaterhaus Stuttgart ist seit der Intendanz von Knut Weber regelmäßig zu Gast im Stadttheater Ingolstadt. Webers Nachfolger Oliver Brunner hat diese Tradition weitergeführt. Und so war das Haus am Samstag zu Beginn des dreitägigen Gastspiels nahezu ausverkauft. Gauthier Dance hat über die Jahre viele Fans beim Ingolstädter Publikum gewonnen.
Zu Gast war diesmal allerdings ein Tanzabend, der ziemlich aus dem Rahmen dessen fiel, was man von Eric Gauthier und seinen Gastchoreographen in den letzten Jarhen an Origeinellem und thematisch Packendem zu sehen bekam.
Eric Gauthier hat den israelischen Choreographen Hofesh Shechter als Artist in residence an sein Haus geholt, um mit dem Nachwuchs beider Compagnien das bereits vor einigen Jahren für Göteborg entwickelte „Contemporary Dance 2.0“ einzustudieren.
Was diese 4 Tänzer und 4 Tänzerinnen an Dauerenergetik in 50 Minuten auf die Bühne bringen ist auch konditionell fulminant. Denn Hofesh Shechter gönnt ihnen keine Verschnaufpause, etwa durch Soli oder Pas de deuxs. Immer sind alle in exzessivem Bewegungsrausch. Zu den eigenen Technosounds des Choreographen, der auch Schlagzeug studiert hat, wirkt das Ganze wie ein endloser Techno-Rave. Ruhepunkte oder fließende Bewegungen gibt es kaum. Nebelwallen und Gegenlicht sind die einzigen weiteren Bildererzeugenden Mittel im Schwarzen Bühnenraum. In Freizeitkleidung von heute, in Jogginghosen, und individuellen Oberteilen, ein weinrotes Sakko, ein lockerer Schlips überm Hemd, weite Blusen über Bustiers formieren sie sich in wechselnden Gruppenkonstellationen.
Zwar werden durch hochgehaltene Schilder unterschiedliche Teile wie Pop, With Feelings, Mother, Contemporary Dance und The End abgesetzt und dazwischen erklingt auch mal eine Air von Johann Sebastian Bach und The End ist auf Frank Sinatras My Way choreographiert, aber choreographisch unterscheiden sich die einzelnen Teile nicht wesentlich. Beim Sinatra-Song werden sogar exakt die selben Choreographien wiederholt, wie beim Pop-Anfang, wenn auch zu einem etwas verlangsamten Beat.
Einmal wird auch das Peace-Zeichen hochgehalten. Aber im Ganzen ist es ziemlich müßig, in die wechselnden Formationen oder Mini-Solo-Episoden gesellschaftliche oder sonstige Inhalte oder Aussagen hineinzuinterpretieren.
Es ist Dancefloor pur. Es geht um eine junges Lebensgefühl. Und das bedeutet Feiern und Abtanzen. Das ist längst nicht so innovativ, so Contemporary Dance wie man es bisher von Gauthier und seinen Choreographen gesehen hat, und es der Titel suggeriert. Aber es überwältigt mit ununterbrochener Dauerenergie. Frenetischer Jubel
Foto: Jeannette Bak