von Isabella Kreim
„L3eonce und L3n4 esc esc esc!" für junge Menschen ab 15. Dem Jungen Theater Ingolstadt ist wieder eine herausragende Neufassung eines Klassikers gelungen. Und zwar gar nicht banal aktualisiert und mit heutigem Jugendjargon auffrisiert. Georg Büchners Drama um zwei Königskinder, die angeödet sind von ihrem Leben und der von den Eltern gewünschten Heirat entfliehen, wird hier zu einer aufregend heutigen Bestandsaufnahme persönlicher Befindlichkeiten und gesellschaftlicher Krisen. Und zwar nicht platt ins Heute transferiert, sondern in eine virtuelle Zwischenwelt. Ein Game – ein Theaterspiel.
Das ist sehr komplex und hochambitioniert. Das Premierenpublikum, das allerdings weitgehend aus Erwachsenen besteht, war jedenfalls begeistert.
Das Autorenpaar David Moser und Natalie Baudy, die auch als Regisseur und Dramaturgin den Abend gestaltet haben, haben mithilfe von Georg Büchners Drama „Leonce und Lena“ ganz viele Themen aufgeschlossen. Private, sehr persönliche, wie sie vor allem, aber nicht nur, Jugendliche umtreiben. Ebenso wie gesellschaftliche Fragen wie Klima, Generationengap oder Herrschaft. Ihre Überschreibung gelingt ganz wunderbar komplex mit ebenso klugen, wie witzigen Texten und Handlungsvolten, bei denen durchaus auch eine Büchner analoge Ironie ihren Platz hat.
Mit enormer Spielfreude präsentieren Enea Boschen, Steven Cloos und Tim-Fabian Hoffmann den Witz und die Ernsthaftigkeit, mit der dieses Trio junger Mensch seinen Weg in einer komplizierten Welt sucht. Und Olivia Wendt fegt mit ihrem Hexenumhang wie ein irres Elterngespenst durch die Aufführung.
Sehr anspruchsvoll. Und sehr kurzweilig!
Foto: Germaine Nassal