von Isabella Kreim
„In der Dämmerung“ ist ein hoch intelligent geschriebenes Theaterstück der 1972 geborenen britischen Autorin Zinnie Harris, das packend schildert, wie beim plötzlichen Tod eines geliebten Menschen, die Realitätsebenen und die Wirklichkeitswahrnehmung verschwimmen, wie man immer wieder zum Moment des Unglücks zurückgeht, um sich mit dem geliebten Menschen glücklichere Ausgänge vorzustellen, - eine geheimnisvolle Frau könnte doch wie eine gute Fee noch einmal einen Tag des Zusammenseins schenken - bis hin zur Wut auf die Tote, die einen so zurückgelassen hat, noch dazu ohne wenigstens die Bankdaten oder den Schlüssel für die Schreibtischschublade ordentlich zu hinterlassen. Und der geniale Trick dabei ist, dass wir als Zuschauer wie bei einem Thriller erst nach und nach die Zusammenhänge begreifen, und uns selbst immer wieder in den Realitätsebenen verheddern können.
Regisseur Knut Weber hat der einsam Trauernden, die sich in immer wieder neuen Situationen mit ihrer geliebten Freundin abarbeitet vier Wesen aus einer Zwischenwelt beigesellt, die vor allem singend Trost und Aufmerksamkeit spenden.
Eigentlich ist da nichts weiter als zwei phänomenal singende und einfühlsam spielende Ensemblemitglieder, Marc Simon Delfs und Sarah Horak, drei eingekaufte großartig tanzende und singende Ladies und eine 4-köpfige Band, bei der der Stellvertretende Intendant und Musikalische Leiter des Hauses, Tobias Hofmann am Schlagzeug sitzt. Mit dieser Garagen-Besetzung zaubert Regisseur Philipp Moschitz eine hinreißende Bühnenshow, die das Publikum im nicht ausverkauften Großen Haus zu Standing Ovations hinriss. „Hedwig and the angry inch“ ist ein Rockmusical von Stephen Trask und John Cameron Mitchell, das mit dem Glamour-Klischee einer Dragqueen spielt und es dennoch ständig unterläuft und von der Sehnsucht nach Liebe, von Enttäuschungen, von persönlichem und beruflichem Scheitern erzählt und dazu animiert, auch hinter einer abstrusen hohen Perücke und Highheels, hinter unzähligen Masken und schrägen Outfits den Menschen zu sehen.
Franz Lehars Operette „Die lustige Witwe“ lebt und überlebt durch ihre eingängigen Melodien, schluchzende Geigen, gefühlvolle Walzer, mitreißende Märsche und Cancans. Und natürlich das Ambiente eines rauschenden Balls in Diplomatenkreisen der vorvorigen Jahrhundertwende und der Grisetten-Revue aus dem Amüsier-Etablissement Maxim. Keine leichte Aufgabe also, die wesentlichen Erfolgselemente wegzulassen und auf ein Zweipersonenensemble mit Klavierbegleitung zu reduzieren, wie es die Sopranistin Lauren Francis und der Tenor Franz Garlik, bekannt auch von der Jungen Oper Neuburg und auch privat ein Paar, für das Ingolstädter Altstadttheater entwickelt haben.