heitere Krisenbewältigung mit "Paarlaufen II" im KH
von Isabella Kreim
Es ist oft von Krise die Rede an diesem Theaterabend. Eine allgemeine Krise, eine Ehekrise, jede Menge beruflicher Sinnkrisen, Jobverlust, mangelnde Anerkennung, mangelnde Zuwendung. Doch als die Premierenbesucher nach dem Schlussjubel beim Ausgang ins Freie ihre Masken abnahmen, sah man lauter lachende, glückstrahlende Gesichter.
„Mindestens sechs Personen rennen nach dem Glück, doch das Glück, wie Brecht schon sagte, rennt hinterher“, lautet der Untertitel des neuen Theaterstücks des Schweizer Autors und Schauspielers Jean-Michel Räber „Paarlaufen II“, das am Samstag im Kleinen Haus des Stadttheaters Ingolstadt uraufgeführt wurde.
„Paarlaufen II“ ist der Titel einer Skulptur, die zu haben, die wiederzubekommen, die gut zu verkaufen, die als eigenes Kunstwerk auszugeben, deren geheimnisvoller Herkunft aus einer untergegangenen südamerikanischen Kultur nachzujagen zum Dreh- und Angelpunkt von zunächst trivialen und immer aberwitziger werdenden Beziehungs- und Kriminalgeschichten wird.
Und diese Aufführung durch das bereits durch den Peter-Paul-and-Mary-Abend bestens aufeinander eingespielte Regieteam und Darsteller-Trio fügt der abstrusen Katastrophen-Kettenreaktion des Textes die Eskalation von irren Rollenwechseln und von gleichzeitig analoger und Livekamera-Erzählweise hinzu, die das Vergnügen zu einem Dauerglucksen im Publikum potenziert. Und für den Epilog der Happy-Endings der Figuren wartet eine weitere hinreißende Überraschung auf die Zuschauer*innen.
Bewundernswert ist aber auch, wie Sarah Horak, Matthias Zajgier und Marc Simon Delfs trotz des hohen Tempos der Rollenwechsel noch für jede Situation ihrer jeweiligen Figur charakteristische Sprechweisen und Haltungen durchspielen und lustvoll jede sprachliche Pointe auskosten.
Diese 80 Minuten heiterer Krisenbewältigung sollten Sie sich unbedingt gönnen!
Beglückt nach der Premiere am Samstag war auch der Autor Jean-Michel Räber, wie hier im Gespräch zu hören
