von Isabella Kreim
Eine neue Ausstellung mit Werken der Steinbildhauerin Susanne Tunn füllt seit letztem Sonntag das gesamte Alf-Lechner-Museum.
Wie Fragmente monumentaler Säulen liegen die Steinskulpturen von Susanne Tunn im lichten Erdgeschoss des Alf-Lechner-Museums. Oder stehen sie? Dass diese tonnenschweren, meist Menschenhohen Steinarbeiten von der Künstlerin oder vom Betrachter gelegt, aufgestellt, gedreht werden könnten, ist eines der Geheimnisse dieser Werkserie, die daher wohl auch Rotation heißt.
Es finden sich Kanneluren wie bei antiken Säulen aber auch Partien, von denen man nicht weiß, sind das Bearbeitungseingriffe der renommierten Steinbildhauerin oder Oberflächen, wie sie dem Stein bereits seit Jahrtausenden eingeschrieben sind oder vielleicht auch eher zufällig im Steinbruch in Norwegen, in der Nähe von Würzburg oder in den österreichischen Alpen durch den Abbruch, durch Witterungseinflüsse oder Lagerung entstanden sind.
Jedenfalls ist Susanne Tunn eine Künstlerin, die nicht ihre Formvorstellungen dem Material aufzwingt, sondern die mit großer Sensibilität in eine Zwiesprache mit dem Stein tritt und mit schwerem Gerät feine Schnitte, Gravuren, auch Flächiges hinzufügt und so die Geschichte des Steins weiterschreibt. Sie entwickelt den ihm bereits eingeschriebenen individuellen Charakter, die besondere Persönlichkeit gerade dieses Stückes Stein mit seinen bereits vorhandenen Brüchen, Linien, Maserungen und Formelementen weiter.
Und das Fragmentarische, das Unvollendete, das Offene bleibt dabei immanentes Gestaltungsprinzip.
Power of silence heißt die Ausstellung von Susanne Tunn treffend, die letzten Sonntag im beiden Geschossen des Alf-Lechner-Museums eröffnet wurde.
Neben den Rotationen zeigt die Künstlerin in ihrer Werkschau kleinere Steinarbeiten aus andalusischem Marmor, sowie Objekte aus unterschiedlichen Materialien, eigenständige reduzierte Grafiken und Collagen, und eine filigrane Bodenarbeit, die aus einer Zinnschüttung entstanden ist.