"Schränke sind für Kleider da" u Liederabend Anna Janina
von Isabella Kreim
Ein Informationsstand zu Homosexualität wurde in Ingolstadt noch in den 1980er Jahren nicht genehmigt. Gut, da waren meine beiden Gesprächspartner von heute noch nicht geboren. Aber sie halten es auch für ihre Generation für notwendig sichtbar zu machen, dass queere Menschen ein Teil unserer Gesellschaft sind. Auf der Werkstattbühne des Stadttheaters Ingolstadt. Und ja, wie wir mit queeren Menschen umgehen, geht uns alle an. Auch uns Heteros.
Steven Cloos, Schauspieler am Jungen Theater Ingolstadt und Lena Hilberger, seit letzter Spielzeit Theatervermittlerin dort haben in der Reihe open house ein gemeinsames Projekt entwickelt, das derzeit mit Regisseurin Christina Schelhals geprobt und am kommenden Samstag um 20 Uhr bei freiem Eintritt in der Werkstattbühne Premiere haben wird. Eine weitere Vorstellung ist für 11. November geplant. „Schränke sind für Kleider da“, heißt der Abend - und Schubladen nicht für Menschen, könnte man vielleicht ergänzen.
Am Samstag Abend hat im Ingolstädter Altstadttheater ein neuer szenischer Liederabend mit dem Titel „Alle Lichter an“ der wunderbaren Ingolstädter Sängerin Anna Janina Premiere, die bereits mit ihrem Theatersolo „ Ein starkes Stück“ über vielfältige Frauenfiguren aus den alten Märchen oder einem Marieluise-Fleißer-Abend das Publikum begeistert hat.
Nun präsentiert sie mit ihrem Pianisten Jascha Nakladal ausschließlich selbst geschriebene Lieder in einem skurrilen, witzigen und zu Herzen gehenden Singspiel. Und die Story dieses Liederabends hat es in sich: Die Geschichte beginnt im Gehirn der Sängerin Anna Janina und zwar in jenem Areal, in dem die Erinnerungen schlummern. Das Großhirn beauftragt nun die Fantasie damit, in diesen Erinnerungen herumzuwühlen und aus ihnen Themen für Lieder zu erschaffen. Und als sei dies alles nicht schon schräg genug, bekommt die freche, aber hochmotivierte Fantasie dabei musikalische Unterstützung von der pedantischen Struktur am Klavier. Argwöhnisch beobachtet das Großhirn nun, wie sich die übersprudelnde Fantasie und die ordnungsliebende Struktur schlitternd, ringend, schwelgend, streitend und glitzernd durch diesen Liederabend swingen.
