von Isabella Kreim
Himmlisches Vergnügen und höllischen Spaß macht die Inszenierung von „Floh im Ohr“ im Stadttheater Ingolstadt.
Denn Regisseur Philipp Moschitz hat den bürgerlichen Salon des Fin de Siecle durch einen Himmel mit dem schicken Ambiente weißer Engelsgewänder und Strahlenkränzen der Damen und wie Weihnachtsschmuck blinkendem Geschmeide ersetzt. Und das Demi-Monde-Milieu des Etablissements „Zur zärtlichen Mietzekatze“ ist natürlich eine rot-laszive Hölle, in der Transgender die Gäste mit einem gläsernen Separee, das in diesem Fall Anarchie heißt, erwarten.
Georges Feydeau, dieser Meister raffiniert gebauter Komödien der vorvorigen Jahrhundertwende, entlarvt die Scheinheiligkeit der bürgerlichen Ehe. Die Verheirateten suchen die sexuellen Abenteuer, sonst wäre die langweilige Fassade der Ehe nicht aufrechtzuerhalten, erzählt Georges Feydeau in der literarischen Tradition der Belle Epoque.Feydeau hält dem Theaterpublikum seiner Zeit also einen lustvollen Zerrspiegel ihrer Doppelmoral vor.
Regisseur Philipp Moschitz hat es nicht nötig, sich über die Bürgerlichen Konventionen der Spießer von vor 120 Jahren zu mokieren. Geschenkt!
Er hat ganz einfach einen Riesenspaß an dieser sich immer irrwitziger drehenden Motorik der Verwechslungen und Missverständnisse und setzt das so fulminant und amüsant um, dass es am Ende der Premiere am Samstag Jubel und Standing Ovation gibt. Und ein einsames Buh.
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