"Mord auf Schloss Haversham"; "Mein lieber Schwan"

von Isabella Kreim

Wenn so ziemlich alles schiefgeht, was schief gehen kann, ist das für Nichtbetroffene, zumal in der Sicherheitszone jenseits der 4. Wand des Theaters, also für die Zuschauer, sehr komisch.
Und bei einer Theateraufführung kann natürlich viel schief gehen, zumal wenn Laienschauspieler und entsprechend vielleicht auch nicht wirkliche Fachkräfte hinter der Bühne als Inspizient, Bühnenarbeiter oder Requisiteurin am Werk sind. Und sich schließlich eine Diskrepanz einstellt zwischen den Ambitionen der theaterbegeisterten Akteure und den vielen Pannen, die sie bewältigen müssen.
Auf diesem Bühnenspaß, wenn Türen klemmen, die Leiche selbst von der Bühne abgehen muss, weil die Transportbahre gerissen ist, Kulissenteile von den Darstellern festgehalten werden müssen, oder plötzlich der Eiserne Vorhang heruntergeht, weil Feuer ausgebrochen ist, beruht das Theaterstück „Mord auf Schloss Haversham“,- das ist der Krimi, den  die Amateurtruppe aufführt -  mit dem Untertitel „The play that goes wrong“ . In London ist es seit über 10 Jahren ein Dauerbrenner. Morgen ist im Großen Haus des Stadttheaters Ingolstadt Premiere.

Mit „Mein lieber Schwan“ gastiert eine sehens- und hörenswerte Produktion des Münchner Hoftheaters noch einige Male im Ingolstädter Altstadttheater. Die Ausführenden Maria Helgath, Konstantin Moreth und Regisseur Rudi PItzl haben übrigens alle einen Bezug zu Ingolstadt, sind hier aufgewachsen oder haben hier am Stadttheater gearbeitet. In den Walkürenritt mischt sich zunächst melodiös, dann immer schriller die Nazi-Hymne „SA marschiert“. Bereits das musikalische Vorspiel des hervorragenden Instrumentaltrios lässt aufhorchen und gibt einen Vorgeschmack, mit welchem Hintersinn und  welcher Spiellust an diesem Abend Richard-Wagner-Parodie, Schlagerrevue und Politdrama ineinander greifen werfen.  Denn bei diesem Aufführung  geht es um mehr als um deutsche Schlager der 1930er Jahre, mit denen statt mit Richards Wagners Musik die Story von dessen "Ring des Nibelungen" in 90 Minuten auf die Bühne gebracht wird, als amüsante Travestie mit hastig aufgesetzten blonden Perücken und ständig verrutschendem Brustpanzer. Unter all dem Bühnenspass wächst die Angst des Sängerpaars auf der Bühne, nach ihrem Auftritt von der Gestapo verhaftet zu werden. Denn die Beiden, offensichtlich auch privat ein Paar, haben längst Auftrittsverbot. Dieser charmante Sänger und Entertainer ist Jude. 

 

Kulturkanal am 20.10.2023
    
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